Das Leben geht unweigerlich weiter...

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chaosbaerchen Avatar

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ÜBER DAS BUCH

In "Und wieder Februar"von Lisa Moore geht es um Helen. eine junge schwangere Mutter von 3 Kindern, die ihren Mann Cal durch einen Unfall verliert und fortan alleine mit sich und ihrem Leben sowie mit der Verantwortung für ihre Familie klar kommen muss. Sie schafft dies auch erfolgreich, denn das Buch setzt dort an, wo sie Mitte 50 ist und ihr ältester Sohn John sich der Tatsache stellen muss, dass er ein Kind von einer Frau erwartet, mit der er nur eine Woche in Island zusammen war. Bis dahin hat er sich der Verantwortung, die eine Familiengründung zwangsweise mit sich bringt, stets erfolgreich entzogen.

Das Buch wird dominiert von Zeitsprüngen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, vor allem aber zwischen 2008 (aktuelle Gegenwart) und dem Unglücksjahr 1982. Nach und nach erfährt man mehr über das Unglück selber, das Leben der Familie davor und danach.

 

MEINE MEINUNG

Ich stehe dem Buch mit gemischten Gefühlen gegenüber.

Einerseits fand ich die Beschreibung der Trauerarbeit von Helen durchaus glaubwürdig und zum Teil sogar beeindruckend positiv durchsetzt und nach vorne gerichtet. Die Zeitsprünge entsprachen quasi ihrem Gedankenfluss, der immer wieder magisch zu dem Tag des Unglücks gezogen wurde, aber den Bezug zur Gegenwart dennoch nie verlor.

Andererseits läuft das Leben nach dem Unglück erstaunlich geradlinig, wobei ich mir vorstellen kann, dass die Erinnerung hier ganze Arbeit geleistet hat und es in Wahrheit alles viel dramatischer verlief, als berichtet wird. Die vier Kinder haben Narben davon getragen - alles andere wäre nicht realistisch. Dies kommt in den Beziehungsproblemen von John, in der Punkphase von Lulu und in der frühen Schwangerschaft von Cathy ansatzweise zum Ausdruck, aber das kann nicht alles gewesen sein.

So oder so beweist Helen eine unglaubliche Stärke, auch wenn sie ihre Schwester Louise und ihre Schwiegereltern zur Seite hatte. Es wurden sehr viele Namen eingeführt, die ich zeitweise durcheinander gebracht habe, was etwas verwirrend war.

Ich fand das Buch lesenswert, keine Frage. Aber jetzt, wo ich durch bin, weiß ich nicht wirklich, ob ich begeistert sein soll oder nicht eher leer und distanziert bin.

Das Buch ist in sich abgeschlossen und schlüssig, aber irgendwas hat mir gefehlt. Vielleicht mehr emotionale Tiefe, vielleicht mehr Stellungnahme zu den Problemen der Kinder.?!