Lebenslange Trauerarbeit

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daphne1962 Avatar

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Cover:

Eine Frau die sehnsuchtsvoll auf das Meer schaut. Diese endlose Weite des Meeres. Sehr ansprechend, da der Verlust in diesem Meer stattfand.

 

Inhalt:

Helens Mann Cay arbeitet auf der Bohrinsel, da sie 3 Kinder zu ernähren haben und ein viertes unterwegs ist. Einzig und alleine das Geld lockt Cay zu diesem Job. Für die Zukunft haben sie andere Pläne. Dazu kommt es aber nicht mehr, da die Bohrinsel sinkt und 83 Männer ums Leben kommen, auch Cay.

Helen hat 3 Töchter und einen Sohn, die sie von nun an alleine großziehen muss. Für Trauerarbeit war da keine Zeit, sie musste funktionieren. Familie war Helen sehr wichtig, die Kindererziehung, auch sparsam mit allem zu hantieren. Als ihre Tochter Claire mit 15 Jahren schwanger wird, gab es schon das 1. Enkelkind um das sie sich kümmerte. Ihre Schwester Louise hat ihr in der schweren Zeit immer sehr zur Seite gestanden, obwohl sie selbst eine Familie hatte. Das Leben von Helen läuft nicht sonderlich aufregend ab. Aber das muss es auch nicht, denn es wird ja auch von einem normalen Leben mit Kindern erzählt.

Erzählt wird in dem Buch aber parallel vom Leben ihres Sohnes John. Der scheinbar bindungsunfähig ist. Dennoch wird eine Geliebte mit Namen Jane von ihm schwanger und Helen sieht sich in der Zeit mit einem weiteren Enkelkind  entgegen. Es wird auch in kurzen Kapiteln über Jane geschrieben.

 

Zusammenfassung:

Die Autorin erzählt sehr melancholisch. Ihr fallen Dinge ein, die man nur macht, wenn man nicht alleine ist, wie das Garnieren von Essen auf dem Teller. Sie beschreibt die Dinge, die einem fehlen, wenn man als Single durch die Welt laufen muss, als würde sie das selbst erleben. Auch hat sie die Gabe solche Dinge zu beschreiben. Allerdings machen die Zeitsprünge einem zu schaffen, obwohl vor jedem Kapitel das Datum stand. Manches Mal fiel es mir dennoch schwer, die Gedankengänge zu verfolgen, da sie mit den Gedanken in sich nochmal abschweifte.

 

Wenn man dieses Buch liest, wird einem mal wieder bewusst, wie wertvoll man mit Menschen umgehen soll. Was man verloren hat, wenn der Partner nicht mehr da ist. Nachdem ich das gelesen hatte, konnte ich mich physisch in eine Frau versetzen, dessen Mann vor 3 Monaten bei einem Motorradunfall ums Leben kam und 3 Töchter hinterlassen hat. Ich kannte zwar sie nicht, aber ihn und man denkt als Außenstehender nur, die arme Familie, wie es der wohl geht nach solch einem Verlust?

Helen hat jedenfalls diesen Verlust nie verwunden und je älter sie wurde, umso schlimmer wurde das Alleinsein für sie. Alles in allem hat mir das Buch gefallen, obwohl sie überwiegend verspätete Trauerarbeit leistet und mit dem Alter kämpft. Aber das ist halt das Leben und darüber soll man auch schreiben.