Und wieder Februar

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brenda_wolf Avatar

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Helen verliert ihren Mann an einem Freitag, dem Valentinstag im Jahre 1982. Ein Sturm tobt vor der Küste Neufundlands. Die Bohrinsel Ocean Ranger gerät in Seenot und sinkt mit der gesamten Besatzung. Ein Ereignis das sich übrigens tatsächlich zugetragen hat.

Während viele Angehörige noch auf Überlebende hoffen, weiß Helen, das Cal tot ist. Sie ist gezwungen, sich und ihre Kinder durchzubringen, ein viertes Kind ist unterwegs. In ihrer Schwester Louise und ihren Schwiegereltern findet sie Unterstützung.

Nach außen hin funktioniert Helen, aber in ihrem Innern hält sie die Trauer um ihren geliebten Mann erbarmungslos im Griff. Sie durchlebt die Katastrophe in jeder einzelnen Nacht. Sie hat den Bericht der Royal Commission gelesen. Sie weiß was passiert ist. Aber sie will in Cals Haut stecken, während die Bohrinsel untergeht. Sie will bei ihm sei. Sie hat Depressionen, Todessehnsucht.

Ihre Kinder erzieht sie mit strenger Hand. Die Mädchen sind fügsam, aber Johny ist nicht zu bändigen. Er scheint vom Tod des Vaters Narben davon getragen zu haben. Und dennoch ist er seiner Mutter eine verlässliche Stütze.

26 Jahre nach dem Unglück - es ist wieder Februar - ruft er seine Mutter an. Ein Kind ist unterwegs. Er hat ein Mädchen geschwängert, mit der ihm nur eine kurze Affäre verband. Er erhofft sich von seiner Mutter Absolution, doch er spürt sofort, dass sie Partei für die Frau ergreift, sich mit ihr solidarisiert. Ihm ist klar, seine Mutter wird ihn zwingen, Verantwortung zu übernehmen.

Der Roman wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einmal aus der Sicht von Helen und dann aus der Perspektive von Johny. Rückblicke und Passagen aus der Gegenwart wechseln sich ab und zeichnen Helens Leben auf. Aber auch von Johny und seinen Schwestern erfährt der Leser. Der Autorin gelingt es Helens Trauer ohne Kitsch und Romantisierung zu erzählen. Dabei verzichtet sie darauf, die wörtliche Rede in Anführungszeichen zu setzten, was sicherlich gewöhnungsbedürftig ist. Denn bisweilen ist es schwer zwischen Gedankengängen und gesprochenem Wort zu unterscheiden.

Trotzdem gefällt mir die Sprache, der Autorin sehr. Sie berührt die Seele, bringt was zum Klingen. Kein Roman zum schnell mal Weglesen. Ich bezweifele aber stark, dass “Und wieder Februar” für alle Altersgruppen gleichermaßen reizvoll ist. Ich könnte mir vorstellen, dass jüngere Leser/-innen, dieses Buch gelangweilt zur Seite legen werden. Denn im Grunde passiert nichts. Wer ein Buch mit Handlung sucht, wird hier enttäuscht.