Viel Glück, Helen

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suse9 Avatar

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Helens Mann Cal arbeitet auf einer Bohrinsel und als diese zu sinken beginnt, können es viele noch nicht glauben, denn hätte nicht die Ölgesellschaft die Angehörigen informiert, wenn das Unglück geschehen wäre? So kommt die Information lediglich aus dem Radio und Hoffnung ist noch vorhanden – aber nicht bei Helen. Sie weiß, spürt, dass sie Cal verloren hat,  ist sich des Schmerzes zwar noch nicht bewusst, aber er ist da. Alles, was sie hat, was sie ist, hatte sie zu einem Päckchen geschnürt und es Cal überreicht. Sie sagte nicht dazu, dass er gut darauf achtgeben sollte, denn ihr war klar, er war sich dessen bewusst. Wie also sollte es jetzt mit Helen und den Kindern weitergehen? Essen, schlafen, arbeiten - all dies ist nicht so schwer zu bewältigen, aber wie sollte sie ohne Cal existieren, wie Wärme, Freude, Glück empfinden?

 

Bereits die ersten Seiten des Buches machten deutlich, dass ich hier einen ganz besonderen Roman in den Händen hielt. Der Schreibstil ist außergewöhnlich. Die Autorin bleibt weder bei einer Person noch in einer Zeit. Ständig wechselt das Geschehen und nur durch konzentriertes Lesen, kann man folgen. Die Kapitelüberschriften helfen dabei, den Überblick nicht zu verlieren. Es ist wie mit den eigenen Gedanken, wenn man ihnen freien Lauf lässt. Sie treiben durch die Zeit und springen hier und da hin. So empfinde ich es beim Lesen und ich liebe es. Lisa Moore findet Worte, Formulierungen, Gedanken, die mich innehalten lassen, ich notiere sie, unterstreiche, lasse es aber wieder, da es einfach zu viele sind. Ich staune über die Sprache, bin gerührt, aufgewühlt und beeindruckt. Viele kleine Episoden entblättern Helens Leben und ich lerne sie kennen. Dabei merke ich, dass sie nicht alles richtig gemacht hat, doch wer kann das schon von sich behaupten? Aber immer ist sie für ihre Kinder da, versucht stark zu sein, ihr Inneres zu verbergen. Jedoch merkt sie nicht, dass man sein Inneres nicht vor den eigenen Kindern geheim halten kann. Die Familie ist füreinander da, hält zusammen, spricht miteinander aber nicht alles aus, streitet, findet wieder zueinander. Lisa Moore hat eine sehr schöne Liebesgeschichte aufgeschrieben, eine Geschichte über die Liebe zum Leben. Jedes Wort nehme ich ihr ab. Kitsch, Gefühlsduselei sucht man hier vergebens und doch bin ich traurig, muss oft weinen, freue mich mit Helen und wünsche ihr und den Kindern alles Gute als ich sie am Ende des Buches verlassen muss.

 

Wenn ich etwas nicht mag, stört mich auch noch die kleinste Kleinigkeit, finde ich dagegen eine Sache gut, kann ich mich über jedes Detail freuen. So ist es auch mit dem Roman „Und wieder Februar“. Scheinbare Nebensächlichkeiten wie Titel, Cover und Ausführung des  Buches runden den positiven Gesamteindruck ab. Hier sei dem Verlag gedankt, dass er für den Schutzumschlag und den Buchrücken eine gute Qualität verwendet, das Cover ansprechend gestaltet und den Titel passend gewählt hat.

 

Danke, dass ich das Buch lesen durfte.