Weltenwandlerin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sapere_aude Avatar

Von

Eine starke Frau, deren Konturen nicht unscharf sind, aber mit den gängigen Kategorien nicht einfach zu erfassen, betritt eine Welt der Kontraste. Ausgebrochen aus dem schlichten Leben ihrer Unterschichtsfamilie, wirft der Zufall Elise in den 1980er Jahren in die Nachbarschaft einer Studenten-WG in New Haven, wo sie den wohlhabenden Jamey kennenlernt. Beide sind auf ihre Weise Weltenwanderer und werden zu Weltenwandlern für den jeweils anderen - bis es zum großen Drama kommt, das bereits auf den ersten Buchseiten angekündigt wird.
Jardine Libaire schildert diese Entwicklung in "Uns gehört die Nacht" temporeich und mittels Vergleichen, die so treffend erscheinen, dass sie lange Erläuterungen überflüssig machen. Wenn zum Beispiel "Waschbären zurück in die Gullys gesaugt" und "Penner von den Gassen geschüttelt" werden, muss über den beginnenden Morgen und die kurz sichtbar werdende Doppelmoral der Stadt nicht mehr viel gesagt werden.
Der Roman ist ein großer Lesegenuss, bei dem man trotzdem auch als Leser immer ein wenig auf der Hut ist, weil man Protagonisten bis zum letzten Zug nicht ganz vertrauen kann. Unbedingt aber möchte man sich mit ihnen auf ihre Reise begeben!