Originelle weihnachtliche Geschichte um 1890, die in Erinnerung bleibt

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„Über dem Heiligen Abend liegt ein Zauber, den kein anderer Tag zu verströmen vermag - voller Träume, Hoffnungen und Wünsche in einer Winterwelt, die den Atem anhält.“

Das zwölfjährige Mädchen Celeste weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie auf einem unheimlichen Passagierschiff, in der Höhle der Träumer, erwacht und ein Mann in einem smaragdgrünen Anzug sie zu einem Spiel ohne Regeln herausfordert, um die unschuldigen Schlafenden und sich selbst zu retten. Ohne aufschlussreiche Erklärungen landet Celeste in der Stadt K. in einem Opernhaus, mitten in eine Kostümkorb. Die Menschen dort scheinen sie zu kennen und sind begeistert von ihren Tanzkünsten. Doch nur Celeste scheint zu wissen: sie kann überhaupt nicht tanzen. Nach und nach ergibt sich ein Bild, Erinnerungen und Träume vermischen Realität und Fiktion. Celeste begreift, dass alles davon abhängt, bei diesem Spiel als Gewinnerin hervorzugehen. Sie muss das Unvermeidliche aufhalten und die Zukunft finden. Zum Glück ist sie dabei nicht allein…

Der mysteriöse Anfang hat mich sofort gepackt. Völlig irritiert wollte ich unbedingt wissen, was es mit dem bedrohlich wirkendem Mann im smaragdgrünen Anzug auf sich hat und wer all die Menschen sind, die Celeste zu kennen scheinen. Die eingefangene historische Atmosphäre von 1890 hat mich sehr begeistert. Das wuselige Treiben im Opernhaus und die elegante Ausdrucksweise, die winterliche Stimmung und wärmende Gemütlichkeit - der weihnachtliche Funke ist gleich auf mich übergesprungen. Was es mit dem mysteriösen Spiel auf sich hat, klärt sich nach und nach; man deckt als Leser zeitgleich mit Celeste die Hintergründe auf. Wie das Schicksal es will, lichtet sich der geisterhafte Nebel und gibt immer mehr Antworten preis - aber irgendwie bliebt es immer geheimnisvoll, ganz nach dem Motto: Es bleibt ganz dir überlassen, was du daraus machst. Das mochte ich sehr, weil es Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt, aber einem alles an die Hand gegeben wird, was man brauchst, um die Puzzleteile zusammenzusetzen. Passend für die Zielgruppe wird in erklärenden Dialogen auch das Wichtigste zusammengefasst, sodass man der Handlung gut folgen kann. Seefahrergeschichten, alte Mythen, durch mündliche Erzählungen weitergegeben, treffen auf fantastische Elemente und die Kultur einer Theaterwelt, in der sich Talente tummeln, schöne Kleider genäht werden und alte Bräuche bestand haben.

Besonders die herzerwärmende Entwicklung der Kinder hat mich begeistert. Hildegard hat sich hier hervorgetan. Die Beziehung zu ihrer Mutter und ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung hat mich sehr berührt. Ich habe richtig mit ihr gelitten. Ganz typisches Element von Märchen ist, dass Gut und Böse deutlich erkennbar sind. In dieser Geschichte führen aber vor allem schlechte Taten, zu guten Taten - alles ist in einem Schicksalskreis miteinander verbunden. „… im Rinnstein der Zeit. In einer Welt unbegrenzter Möglichkeiten.“ Erzählt wird aus Sicht von Celeste, wobei es immer wieder Ausnahmen gibt, wenn der Fokus auf anderen Personen liegt, um die Spannung zu erhöhen. Das Buch lädt förmlich dazu ein, nochmal gelesen zu werden. Mich hat die Geschichte nachhaltig beeindruckt. Manches macht nachdenklich und man spürt, das war tiefsinniger, als es auf den ersten Blick schien.

Fazit: Diese märchenanmutende Geschichte voller Wunder, Zauberei und Lichtpunkte, die sich mit Protagonisten voller Güte und Liebe, die sich tapfer und klug der boshaften Macht- und Geldgier widersetzten, in mein Herz geschlichen hat. Die poetischen Metaphern und spannenden Ereignisse bieten genau die richtig Mischung aus Anspruch und Unterhaltung. „Unsichtbar im hellen Licht“ hatte alles, was eine schöne (Weihnachts-) Geschichte für mich ausmacht: Stimmungsvolle Atmosphäre, Herzensgüte, dramatische und rührende Momente und eine außergewöhnliche Handlung. Ich könnte mir vorstellen, dass es sowohl Erwachsene als auch junge Leseratten begeistert.

„Und das Leben hat mich gelehrt, dass nur diejenigen gewinnen, die mutigen Herzens sind.“