Rinnstein der Zeit

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hennie Avatar

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„Eins ist sicher, ..., wenn du das Spiel beendet hast, wird sich alles verändert haben." (S. 11)

Celeste, 12 Jahre alt, spielt mit einem Mann im smaragdgrünen Anzug. Bei diesem Spiel geht es um nichts geringeres als um das Leben ihrer Familie, um Vater, Mutter und Zwillingsschwester Maria. Die Beweggründe des Mannes für das seltsame Verhalten erschlossen sich mir nicht.
Zu Beginn befindet sich der Leser in der Königlichen Oper in K. Wobei ich vermute, dass K. mit Kopenhagen identisch ist. In dem sehr mysteriösen Geschehen hatte ich es nicht leicht, mich zurechtzufinden. Die zwar wenigen Schauplätze wechseln oft und es war manchmal schwer zu unterscheiden, was ist real und was verschwimmt im „Rinnstein der Zeit". Mir war die phantasiereiche Geschichte zum größten Teil etwas zu wirr erzählt. Erst am Ende wird alles schlüssig und nachvollziehbar aufgelöst. Ob bis dahin allerdings die Zielgruppe der 12 bis 17jährigen durchhält?

Zunächst erscheint mir der Jugendroman wie ein Märchen. Begründen möchte ich das zum einen mit der gewählten Zeit, in der die Geschichte spielt. Es gibt Dienstmädchen, Zofen, Lakaien, einen König und als Jahreszahl wird 1870 genannt. Einige der Charaktere sind überzeichnet, so z. B. die berühmte Sängerin Madame Sabina Petrova. Mir fiel dazu noch die starke Unterscheidung zwischen gut und böse auf. Die Petrova ist ein richtig fieser Charakter und Quigley, der Clown besitzt ein ausgesprochen gutes Herz.

Erst gegen Ende des Geschehens glaubte ich zu wissen, was ich da gelesen habe. War es ein originell erzählter Traum, der sich nahe an der Realität bewegte? Ich bin mir da allerdings nicht sicher. Es war mir vieles zu diffus. Daher meine Einschätzung, dass das Buch nicht den Geschmack der Zielgruppe trifft. Auf das Urteil meiner 16jährigen Enkelin bin ich sehr gespannt.

Positiv in meine Bewertung fließt die schöne Cover- und Innengestaltung des Buches ein. Die Tatsache, dass die Autorin Sally Gardner eine schwere Legasthenie (Schreib- Leseschwäche) in der Schule hatte, erstaunte mich. Davon ist nichts mehr zu bemerken. Am Schreibstil gibt es nichts zu bemängeln.

Ich bewerte mit 3 von 5 Sternen.