Nie wieder ist jetzt

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"Unter Grund" von Annegret Liepold ist ein Debüt, das in Bezug auf die morgen anstehende Bundestagswahl kaum aktueller sein könnte.

Die Geschichte rund um Franka beschreibt zwei letztlich geschickt verwobenen Zeitebenen:
Franka in der Gegenwart: Sie begleitet als Referendarin ihre Schulklasse zu einem NSU-Gerichtsprozess.
Franka in ihrer Jugend: Sie gerät in ihrer ländlichen Heimat immer mehr in rechtsextreme Kreise.

Die ersten Kapitel habe ich als etwas zäh und mit einer gewissen Schwere behaftet empfunden. Dies passte allerdings zum beschriebenen etwas trostlosen Dorf-und Familienleben. Die Dynamik des Buches und damit die Lesbarkeit veränderte sich spürbar mit dem Inhalt und mit Frankas Veränderung von einer letztlich haltlos Jugendlichen zur Mitläuferin und später zur Täterin.
Nach Beendigung des Buches steht für mich tatsächlich die Frage "Wo beginnt die Schuld?" im Zentrum meiner Überlegungen: Wer und welche Umstände haben zu Frankas Entwicklung geführt? Welche Schuld tragen Freunde oder Familienmitglieder in Frankas Jugend und der früheren Vergangenheit? Ab welchem Punkt hätte die Jugendliche Franka selbst deutlich mehr Verantwortung übernehmen können oder müssen?

Ein Buch, das mich sehr zum Nachdenken anregt. Ich bin keine Lehrkraft, aber ich kann mir das Buch spontan gut als Diskussionsgrundlage mit SchülerInnen vorstellen.