Was Fußball mit Politik zu tun hat.....

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limericks Avatar

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Das Buch hat mich auf zweierlei Art und Weise gefesselt: zum einen da ich begeisterter Fußballfan bin und zum anderen bin ich total beeindruckt von den Recherchen die der Autor angestellt hat. Ich dachte bisher dass ich gut informiert bin über die Welt des runden Leders, aber diese Lektüre hat mich eines Besseren belehrt...

"Unter Ultras" ist kein Fußballbuch im eigentlichen Sinn, obwohl spannende historische Ereignisse und große Namen aus diesem Sport erwähnt werden und auch ein wenig dazu wie Fußball zu dem wurde was wir heute kennen: Stadien voller Menschen die laut Fangesänge anstimmen und dazu trommeln bzw. trompeten. Auch die Banner gehören gefühlt schon immer dazu - von wegen... Vor allem nach dem Kapitel über Deutschland und deutsche Ultras wurde mir so einiges klar, was mir bisher immer fragwürdig erschien. Auch was für eine Macht von bestimmten Ultra-Gruppierungen auf die Politik ausgeübt wird. Von wegen das sind "nur" Fußballfans. Viele sind sehr politisch motiviert und drücken das auch u.a. durch ihre Banner aus.

James Montague war für dieses Buch sehr viel unterwegs in 25 Ländern und hat Menschen getroffen die oft im verborgenen agieren müssen, da sie polizeilich gesucht werden und Stadienverbot haben, begibt sich in Lebensgefahr als rauskommt dass er Recherche betreibt. Vor allem aber trifft er auf Menschen die eine Gemeinschaft gefunden haben die weltweit verbreitet ist und wo jeder seine Nische findet: für einige wenige ist es einfach nur das fiebern mit der eigenen Mannschaft, für viele ist es eine Bühne für politische Botschaften und ausüben von Macht, und wiederum für andere ist es die Gelegenheit um zusammen Agressionen rauszulassen, Schlägereien anzuzetteln und den ultimativen Adrenalinkick zu bekommen - das alles sind die "Ultras".

Fazit: Für jemanden der nicht unbedingt an Fußball interessiert ist scheinen manche Zusammenhänge verwirrend, dennoch ist dieses Buch eine interessante Lektüre. Aber es ist bestimmt keine einfache und leichte Kost, am besten macht man nach jedem Kapitel eine Pause und versucht das zu verarbeiten was der Autor in diesem Land erlebt hat. Da er sehr detailliert schreibt, kann man sich die einzelnen Situationen sehr gut vorstellen und es sind nicht immer schöne Szenen.
Was die Stories sehr authentisch macht ist, das es immer Fußnoten gibt zu Artikeln bei Zeitungen, Internetberichten etc. Wenn man sich auf das Buch einlässt, bekommt man Einblicke in eine Welt die einem sonst verschlossen bleibt - die Welt der "Ultra"-Anhänger, die Welt der fanatischsten Fans des Fußballs...