Aus dem Leben eines Schiedsrichters

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Urs Meier war als Schiedsrichter sowohl auf nationaler Ebene in der Schweiz als auch international tätig. Dem breiten Publikum bekannt ist er zum einen durch die Morddrohungen, die er nach einer angeblichen Fehlentscheidung von englischen Fans erhalten hat, als auch nach Karriereende durch seine Tätigkeit als TV-Experte im ZDF. In seiner Biografie schildert Urs Meier seinen Werdegang als Schiedsrichter sowie "sein Leben danach". Außerdem lässt er den Leser an seinen Gedanken zur Schiedsrichterausbildung und allgemein zur Zukunft der Schiedsrichterei teilhaben. Besonders eine Professionalisierung des Schiedsrichterwesens liegt ihm sehr am Herzen. Daneben kommen ehemalige Weggefährten wie Jürgen Klopp zu Wort.

Da ich mich an die gemeinsamen TV-Auftritte von Urs Meier im ZDF mit Jürgen Klopp und Johannes B. Kerner während der WM 2006 und der EM 2008 ausgeprochen gerne erinnere, hat mich diese Biografie sofort interessiert. Allerdings hegte ich gewisse Zweifel, dass sie mich mit zu viel Fußballtheorie langweilen könnte. Diese Sorge war jedoch unbegründet, denn obwohl Urs Meier ausführlich zur Theorie hinter der Schiedsrichterei Stellung nimmt, tut er dies auf so fesselnde Art und Weise, dass ich mich keine Sekunde gelangweilt habe. Wahrscheinlich wird auch nicht jeder seine Befürwortung von Profischiedsrichtern teilen, trotzdem muss man ihm Respekt dafür zollen, dass er seinen Standpunkt ausführlich begründet und seine Meinung mit viel Leidenschaft vorträgt. Er ist ganz sicher ein kluger Kopf, der den Fußball liebt und sich Gedanken über die Zukunft macht.

Ebenso positiv möchte ich anmerken, dass er kaum schmutzige Wäsche wäscht und sich mit Anschuldigungen und dem Ausgraben alter Animositäten sehr zurückhält. Auch sein Privatleben nimmt nur minimalen Raum ein, was ich einerseits verstehe, andererseits hätte die passionierte "Bunte"-Leserin in mir hier gerne ein bisschen mehr erfahren.

Etwas gestört hat mich ein Fehler im letzten Kapitel des Buches: "Aus erster Ehe habe zwei heute erwachsene Kinder...". Hier fehlt das "ich". Außerdem kommt es ab und an zu inhaltlichen Wiederholungen, wenn z.B. Urs Meier selbst und auch seine Gastautoren dieselben Situationen schildern.

Eine gelungene Biografie, die nicht nur für Fußballexperten sondern auch für generell sportinteressierte Menschen geeignet ist.