Erinnerungen eines Schiedsrichters

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steinbeck Avatar

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Es handelt sich bei diesem Buch um die Biografie eines ehemaligen Spitzenschiedsrichters. Fußballfreunden ist er von Champions League Matches und Länderspielen bekannt, weniger fußballaffine Personen werden ihn von den Übertragungen 2006 anlässlich der Weltmeisterschaft in Deutschland kennen. Dort war er als Analyst engagiert und hat mit den Kollegen Kerner/Klopp gute Stimmung verbreitet.

Der Aufbau ist klassisch, der Erzählstrang zieht sich von den Anfängen bis zum Karriereende durch. In lockerem Stil erfährt man Interessantes aus der Sichtweise eines Schiedsrichters. Hier liegen die Stärken. Viele der Topspiele hat man im Fernsehen selbst verfolgen können, eigene Eindrücke sind gespeichert. Einschätzungen zu strittigen Situationen (Elfmeter, rote Karten etc.) aus dem Blickwinkel eines Schiedsrichters zu erfahren, erweitern das eigene Bild auf spannende Weise. Gut eingewoben in den Ablauf sind immer wieder Schilderungen der zwischenmenschlichen Beziehungen auf dem Platz, ein nicht zu vernachlässigender Faktor für den Ablauf eines Spiels. Lustige Anekdoten, das Sahnehäubchen dieses Buches, runden das Bild ab.

Schwächen hat das Buch leider gleich zu Beginn, als der Autor zu stark und lange auf das Thema Profischiedsrichter eingeht. Man erkennt aber, dass dies Herrn Meier ein wahres Anliegen ist.

Interessant wird sein, welche Reaktionen dieses Buch hervorruft. Herr Meier nimmt sich kein Blatt vor den Mund und teilt ordentlich aus. Er nennt einige Namen, die sich durch ihre Handlungen weit vom Fairplaygedanken entfernt haben. "Freunderlwirtschaft" bei der Vergabe von Topspielen und mangelnde Unterstützung der Kollegen ziehen sich offensichtlich in größerem Ausmass durch die Szene.

Das Buch ist Fußballfreunden unbedingt zu empfehlen, man wird mit Deja-vus reichlich versorgt. Für potentielle Leser, die wenig an Fußball interessiert sind, wird der Inhalt zu detailliert sein und daher wahrscheinlich weniger Freude bereiten.