Fußball aus einer anderen Perspektive

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Urs Meier ist ein Schweizer Schiedsrichter, der in seiner Laufbahn 883 Spiele gepfiffen hat. In seinem ersten Schiedsrichterlehrgang gab er an, dass sein Ziel wäre, bei der WM 1998 als Schiedsrichter dabei zu sein. Damals hat man über ihn aufgrund dieses hochgesteckten Ziels gelacht. Doch ehrgeizig wie er ist, gepaart mit dem Bestreben sich immer weiter zu entwickeln, hat er dieses Ziel erreicht. Er hat sich als Schiedsrichter Respekt verschafft, wie es nicht viele seiner Kollegen schaffen.
Ich fand es überaus interessant, den Fußball mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich achte normalerweise nur selten auf den Schiedsrichter, wenn ich mir ein Fußballspiel ansehe, meistens nur, wenn ich mit dessen Entscheidungen nicht zufrieden bin, wie wahrscheinlich viele andere Fußballfans auch. Dass der Schiedsrichter einen wichtigen Job hat, der weit über das "bloße" Pfeifen und Entscheidungen treffen hinaus geht, dass er die gesamte Atmosphäre eines Spiels beeinflussen kann und wie wichtig es für einen Schiedsrichter ist, die Spieler zu kennen und lesen zu können, ist mir bisher nicht so sehr bewusst gewesen.

Urs Meier ist ein Mensch mit starkem Charakter, der sich seine eigene Meinung bildet und diese auch, wenn einmal dafür entschieden, rigoros vertritt. Dies macht er nicht nur auf dem Platz so, sondern auch in allen anderen Bereichen seines Lebens. Man merkt, dass ihm der Fußball und vor allem das Fair Play sehr wichtig ist. Dies fängt schon im ersten Kapitel an, in dem er fast schon eine Predigt darüber hält, wie wichtig es wäre, Profi-Schiedsrichter auch in Europa einzuführen.
Manchmal kam es mir so vor, als hätte er das Buch zum Teil auch geschrieben, um seine Meinungen über ein paar Themen noch mehr publik zu machen. Er ist jemand, der die Dinge gerne selber in die Hand nimmt und Missstände gerne selber und am liebsten sofort ändern würde. So kommt er in dem Buch rüber und das macht ihn auch durchaus sympathisch, manchmal allerdings war es mir ein bisschen zu viel davon.

Dennoch wird das Buch nie trocken. Das Lesen wird aufgelockert durch viele Anekdoten. Aus 883 Spielen hat Urs Meier viel Interessantes, Witziges und manchmal auch Seltsames zu erzählen. Ich fand es sehr spannend, ihn auf seiner Reise durch sein Fußballleben zu begleiten und schaue mittlerweile ein Fußballspiel ein wenig anders als ich es bisher getan habe. Für diesen neuen Blickwinkel bin ich ihm dankbar.
Besonders gut gefallen haben mir auch die vielen Fotos im Buch und das Vorwort von Jürgen Klopp.