Schiedsrichterleben

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juemma Avatar

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Nein, ich bin kein Fußballfan. Nein, ich kenne mich auch nicht besonders gut in der Materie aus oder brenne für diesen Sport. Ich schaue hin und wieder ein Spiel, natürlich gerne EM und WM, aber Bundesliga oder Champions-League, eher nein. Ich war auch schon mal im Stadion, sogar in verschiedenen Stadien, aber mehr nun auch nicht. (Und ja, ich habe mich gefreut, als er das Estádio do Dragão in Porto erwähnte, dass dies ein fantastisches Stadion sei und ich dies aus eigener Erfahrung nur bestätigen kann.)
Urs Meier, ja den Namen habe ich schon gehört, aber er weckt in mir keine großen Assoziationen. Er ist mir von der WM 2006 aus der Moderationsdreierkette Klopp-Kerner-Meier bekannt, als Schiedsrichter nicht.
Und wenn nun ein Buch, in dem es ausschließlich um Fußball und das Schiedsrichtertum geht, trotzdem mein Interesse weckt, dann spricht dies doch sehr für das Buch, aber vor allem für den Autor. Die Biographie Urs Meiers ist wirklich gut und unterhaltsam. Sie lässt sich leicht und flüssig lesen und stellt auch eine Leserin wie mich, die wohlmöglich nicht über alle Fachbegriffe des Fußballjargons verfügt, vor keine Verständnisschwierigkeiten.
In allem, was Urs Meier berichtet, schwingt seine Haltung, seine Einstellung, seine Philosophie des Sports mit. Schon auf dem Klappentext ist direkt zu lesen „Fairplay ist keine Regel, Fairplay ist eine Haltung“. Genau diese Haltung und diese Grundeinstellung fließen durch das gesamte Buch. „Für mich persönlich waren und sind Fairness, Offenheit und Ehrlichkeit zentrale Werte, [...].“ Durch das Leben dieser Haltung wurde Urs Meier zu einem der besten seiner Zunft und geachtet von Spielern, Publikum und Kollegen.
Inhaltlich begleiten wir Urs Meier durch seine gesamte Schiedsrichterkarriere. Angefangen von seinem ersten Lehrgang im Alter von 18 Jahren, bis hin zu seinem letzten Spiel und seiner beruflichen Laufbahn abseits der kurzen Hosen. Eine wichtige Grundthese, die immer wieder mitschwingt, ist die Forderung nach Profischiedsrichtern. „Schiedsrichter müssen Profis sein. Es ist im Grunde wie bei den Trainern. Ein Fußballfachmann allein wird weder ein guter Schiedsrichter noch ein wirklich guter Trainer werden. Es braucht dazu auch Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen, Kommunikationsbereitschaft und grundsätzliche soziale und charakterliche Kompetenz. Wenn das eine oder andere fehlt, wird es nicht funktionieren; nötig ist eine Kombination aus all diesen Fähigkeiten.“
Abschließend muss ich sagen, dass ich mich in vielen geschilderten Situationen in meine eigene berufliche Situation hinein versetzt gefühlt habe. Oben genannte Fähigkeiten, sowie das schnelle Bewerten von Situationen und daraus resultierenden Entscheidungen sind mir nicht fremd und benötige ich täglich. Auch wenn Fußball hier das Thema ist, ist es doch auf so viele andere Situationen anwendbar.