Schuss in den Ofen!

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
wandablue Avatar

Von

Schuss in den Ofen!
Was soll ein Coautor machen, wenn ihm nur Spielfakten aus 883 gepfiffenen Spielen und ein paar magere Gedanken zum Fussball geliefert werden? Schweigen, weil Auftrag Auftrag ist und still die Hände ringen!

Jürgen Pander hat unter den ggf. Umständen einen guten Job gemacht. Sprachlich ist nicht das Geringste auszusetzen an Urs Meiers Erinnerungen an seine Zeit als Schiedsrichter im Fussball.

Aber Urs Meier liefert absolut nichts Persönliches jenseits des Spielfelds. Mit knapper Not erfahren wir, dass er in seiner Jugend als Kunstturner angefangen hat, weil Papa gegen das Geballere war. Und dass er in zweiter Ehe verheiratet ist und momentan in Spanien lebt. Aber das sind Randnotizen.

Ansonsten beschränkt er sich auf die Erinnerungen an seine 883 gepfiffenen Spiele. Ein paar Anekdoten, Überlegungen zur Wahl der Pfeife (kann es wahr sein?) und ein ausführliches Plädoyer für die Einführung von Profischiedsrichtern, die sicherlich der kleine Mann und die noch kleinere Frau letztendlich zu finanzieren hätten. Das wars.

Also für total eingeschworene Fussballmannen, die genau wissen wollen, was Urs in jedem Spiel dachte, tat und pfiff, ist das Buch genau richtig. Für diejenigen aber, die den Menschen hinter der Pfeife kennen lernen wollten – ein Schuss in den Ofen.

Selbst die Einordnung in ein Genre ist schwierig. Biografie auf gar keinen Fall. Sachbuch? Am ehesten, aber dann doch wieder nicht, weil viel zu wenig Theorie. Selbstbeweihräucherung? Ja, das schon, aber das gibt es nicht als Kategorie.

Fazit: Trotz mächtig vorhandener Fussballbegeisterung meinerseits ein Schuss in den Ofen. Ein paar Bilder und der gut geleistete Job des Ghostwriters bringen das Buch noch auf 2 Punkte.

Kategorie: Memoiren
Verlag: Delius Klasing, 2016