Urs Meier – Mein Leben auf Ballhöhe

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Ein Schiedsrichter im Mittelpunkt, das ist irgendwie ungewöhnlich. Sonst sind es eigentlich immer die Spieler, bestenfalls mal Trainer. Als Nicht-Fußballerin habe ich mich quasi zur EM-Vorbereitung für dieses Buch interessiert. Und obwohl ich es mir nie gekauft hätte, fand ich es doch ganz lesenswert. Mir wurde erst mal klar, dass man Fußball auch von einer völlig anderen Seite sehen kann und welche Gedanken einen Schiedsrichter umtreiben. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es so viele verschiedene Pfeifen gibt und dass man sie so unterschiedlich benutzten kann, so dass man beinahe schon ein Notenbuch für Schiedsis herausgeben könnte, zumal die Sache mit dem Schlusspfiff nicht so einfach zu sein scheint. Auch die Sache mit dem Kommunikationssystem zwischen Schiedsrichtern und ihren Assistenten war mir neu. Es ist nur schade, dass sich der Autor zwar auf internationalem Parkett bzw. Grün, aber offensichtlich nicht in der Bundesliga bewegt hat, da hätte man dann noch ein paar Akteure mehr gekannt. Manche Passagen des Buches sind schon vom Fußballer für Fußballer geschrieben; gerade wenn Spielszenen und Spielzüge beschrieben werden, muss der nicht-fußballspielende- Laie das Ganze mehrmals lesen, um es sich konkret vorstellen zu können und so richtig gelingt das nie. Manches ist Wunschdenken, etwa wenn der Autor davon träumt, afrikanische Schiedsrichter ein halbes Jahr vor einem Turnier - jenseits ihrer Jobs zu Hause - in Europa trainieren zu können. Das klingt schon etwas weltfremd. Auch strotzt der gute Urs Meier offensichtlich vor Selbstbewusstsein und ich bin mir nicht sicher, ob das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit an seiner Person seinem Empfinden entspricht, aber ich kann das wahrscheinlich auch nicht beurteilen. Manchmal ist er nicht sehr diplomatisch, so manche Kritik hätte man ein bisschen netter verpacken können. Seinen Assistenten gegenüber kann er offensichtlich sogar so richtig „bossy“ sein, klang nicht immer nur nett. Insgesamt fand ich als Anti-Fußballerin das Ganze aber durchaus spannend und interessant, da hier Aspekte zur Sprache kommen, über die ich mir nie Gedanken gemacht hätte.