Eine tolle Auftakt-Reihe zum Klimawandel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
buchwerkstadt Avatar

Von

Kein Thema bewegt die Menschen derzeit mehr als der Klimawandel – und was Hitzesommer bedeuten, spüren wir selbst immer mehr. Eine klare berechtigte Frage ist daher, welche Folgen es für die Menschen und die Erde hat, wenn wir nichts unternehmen und die Erderwärmung nicht stoppen können. Reisen wir also in das Jahr…

2052: Die Menschen und die Natur in Deutschland leiden zunehmend unter der starken Hitze im Sommer. Wenig Regen bedeutet wenig Ernte, wenig zu Essen. Um die Wasserknappheit zu lindern, hat sich eine Gruppe gebildet, die anhand von Chemikalien und Drohnen Regen erzeugen können: Die Wettermacher. Eine von ihnen ist Vega. Doch im Gegensatz zu den anderen benötigt sie keine Chemikalien. Sie beeinflusst die Wolken einzig durch die Kraft ihrer Gedanken, beschwört Wolken herbei und lässt es regnen. Eines Tages kommt es bei dem Einsatz in einer Gartenanlage zu einem rätselhaften Wetterunfall, bei dem zwei Kinder verletzt werden. Vega gerät ins Visier der Prüfstelle für atmosphärische Optimierung (PAO). Doch wie soll sie ihre Unschuld beweisen, wenn niemand von ihrer Gabe weiß. Hilfe erhält sie unerwartet von Leo, einem jungen Wissenschaftler, der das Wesen von Stürmen erforscht. Von nun an sind beide auf der Flucht. Ob es Vega gelingt, ihre Unschuld zu beweisen?
Meine Meinung: Das Buch „Vega – Der Wind in meinen Händen“ der Autorin Marion Perko ist ein absoluter Magnet. Das liegt zunächst einmal an dem unglaublich tollen Cover der Illustratorin Isabell Hirtz. Es zeigt Vega, wie sie gerade Wind und Wolken heraufbeschwört. Zudem finde ich das Cover auch farblich unglaublich schön und wenn man mit den Händen darüberfährt, spürt man den „rauen Wind“. ;) Hier stimmt wirklich alles und schenkt dem Leser schon vorab diese Vorfreude auf das Buch. Für mich schon jetzt eins der Top 10 Cover 2022.

Die Geschichte beginnt zunächst so, wie wir den Sommer inzwischen alle kennen: Drückende Hitze, eine vertrocknete Landschaft und der Regen lässt auf sich warten. In dieser Dystrophie ist es noch um einiges Extremer: Es gibt kaum noch Obstbäume oder Gemüse, man ernährt sich von Heuschrecken oder Algen – und viele Leben auf der Straße oder in heruntergekommenen Gebäuden. Nur noch wenige haben ein schönes Zuhause – das ist wie immer nur einem bestimmten Wohlstandskreis vorbehalten. Ich habe mich jedoch immer gefragt: Was ist passiert? Warum hausen die Menschen z.B. in alten heruntergekommenen Schwimmbädern? Oder in verfallenen Gebäuden? Mir hat hier ein bisschen Information gefehlt, warum es dazu gekommen ist. Wie sich die Welt von heute bis ins Jahr 2052 so verändern konnte. Hatten die Menschen keine Arbeit mehr? Allein durch den Klimawandel? Keinen Strom? Kein Gas? Keine Versorgung? Die Rede ist ja immer nur von Wasserknappheit und extremer Hitze. Vega ist ein 17-jähriges Mädchen, das heißt, sie wurde 2035 geboren und konnte sich noch an eine Welt erinnern, wie wir sie kennen. Was genau geschah also innerhalb dieser – sagen wir mal zehn Jahre? Der Sprung war mir zu groß, als dass auch die Schwimmbäder schon so heruntergekommen waren. Meiner Meinung hätte sich das viel langsamer entwickeln müssen. Ich bekam das einfach nicht zusammen. Hier hätte mir ein kurzer Rückblick gefallen, wie es vorher war, vielleicht noch aus Mutters Erzählung und was dann passierte. Zudem kam für mich das Thema Klimawandel zu kurz. Da es sich um eine „Klima-Saga“ handelt, hätte ich mir viel mehr gewünscht, dass eben diese Auswirkungen des Klimawandels in den Fokus der Geschichte rücken. Für mich selbst lag der Fokus jedoch auf der Flucht von Vega und deren Unschuldsbeweis. Die Flucht zog sich zudem über viele Buchseiten hin, so dass ich schon selbst nervös wurde und dabei den Spannungsbogen verlor; den ist mir vor lauter Flucht selbst abhandengekommen und erst zum Ende hin habe ich ihn wiedergefunden. Hier kamen neue Ereignisse, neue Personen ins Spiel – aber auch hier ging es um die Ermittlung, wer hinter dem Chem-Unfall steckte. Der Klimawandel kam für mich hier definitiv zu kurz, es hätte auch ein Krimi sein können. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn sich die Flucht nicht so in die Länge gezogen hätte und dadurch eben wie erwähnt der Wandel der letzten Jahre mehr thematisiert worden wäre. Ein bisschen Ruhe zwischendurch tut dem Leser auch ganz gut.

Interessanter als Vega fand ich die Charaktere Leo und Esper. Während Esper, Vegas Freund, seit dem Chem-Unfall untergetaucht ist, verbündet sie sich mit Leo, dessen Nähe sie kaum zulassen mag – schließlich ist Esper ihr Freund. Doch wundert es mich, dass sie Leo so schnell vertraut, gerade in Bezug auf ihre spezielle Gabe. Esper, Vegas Freund, spielt ja nur eher eine kleine Nebenrolle, aus ihm bin ich bis zum Ende des Buches auch nicht schlau geworden. Aber es gibt ja zumindest einen Teil 2, der vielleicht mehr Licht in das Ganze bringen wird. Schließlich endet das Buch mit einem Cliffhanger und einem Satz, der das ganze Geschehen in ein neues Licht rückt. Kleiner Hinweis an die Leser: Blättert nicht im Buch an den Schluss und lest auf keinen Fall den letzten Satz. Mir ist das leider passiert, als ich zu Beginn nach Worterklärungen (was ist PAO und was macht EcoQuest) gesucht habe. Mein Blick hat diesen Satz unbeabsichtigt sofort gescannt. Es ist ein riesen Spoiler für die Geschichte und nimmt alles vorweg. Bei anderen Büchern ist das nicht so. Bin dann voll in die Spoiler-Falle getappt. Mist!
Auch wenn ich jetzt mal viel Kritik geäußert habe und meine Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden, kann ich das Buch dennoch empfehlen. Die Autorin hat hier eine tolle, mutige und starke Protagonistin geschaffen, die wir in Büchern natürlich lieben. Auch wenn das Thema Klimawandel ein bisschen zu kurz kommt – es ist lesenswert und macht darauf aufmerksam, dass wir alle handeln müssen, um nicht – wie im Jahr 2052 – mit Drohnen unsere Felder zu bewässern.

Das Buch ist im Inselverlag erschienen und natürlich wurde auch hier auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Fortsetzung „Vega – der Sturm in meinem Herzen“ der Klima-Saga erscheint im Frühjahr 2023.

Fazit: Auch wenn das Buch an manchen Stellen für mich ein paar Schwachstellen hatte, fand ich die Idee dahinter sehr gut. Ich werde auf jeden Fall die Fortsetzung lesen.