Spannend erzählte Dystopie mit „Luft“ nach oben

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Eine Welt, in der Hitze und Dürre vorherrschen und Regen fast nur noch durch künstliche Manipulation erzeugt werden kann. Dieses Setting erscheint erschreckend realistisch und hätte eine spannende Ausgangsbasis sein können, leider konnte mich das Buch aber in vielen Punkten nicht überzeugen. Aber der Reihe nach…

Ich mag es, wenn eine Geschichte sofort los geht und ich als Leser direkt in die Handlung geworfen werde. So beginnt bereits im zweiten Kapitel Vegas Flucht vor den Behörden, die ihr die Schuld an einem Wetterunfall anlasten. Der Spannungsbogen ist von Beginn an hoch und es dauert eine Weile, bis man wieder zu Atem kommt. Diese rasante Erzählweise hat mir gefallen.

Leider wird in dem Roman auf das Thema Klimawandel und dessen Folgen viel zu wenig eingegangen. Es wird zwar von Wasserknappheit und Hitze gesprochen, aber die konkreten Auswirkungen für die allgemeine Bevölkerung werden kaum aufgezeigt bzw. sind auch nicht ganz stimmig dargestellt (z.B. kommt Wasser immer noch ohne Rationierung aus dem Hahn). Ich hätte gerne auch mehr über die politische Lage erfahren. Es werden zwar der „Systemzusammenbruch“ sowie ein schwerwiegendes Klimaereignis erwähnt, aber wie genau die aktuelle Lage in Deutschland, Europa, dem Rest der Welt aussieht wird kaum erläutert. Überhaupt, das die Geschichte in Deutschland spielt, merkt man nicht. Es hätten auch die USA oder England oder ein anderes Industrieland sein können.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Vega geschrieben und ihre Charaktergestaltung ist überwiegend gelungen. Man erfährt zwar in diesem Band noch recht wenig über ihre Vergangenheit, aber grds. fand ich ihre zurückhaltende und misstrauische Art nachvollziehbar. Dass sie Leo, der ihr bei der Flucht hilft, so schnell vertraut, passt da nicht so recht ins Bild. Vor allem, dass Vega kaum Fragen zu Leos Motivation und überhaupt zu seiner Person stellt, fand ich schwierig.
Tja, und dann auch noch die Liebesgeschichte(n)…, dass sich Vega und Leo während der Flucht näher kommen hätte ich noch ein Stück weit verstanden, wäre Vega nicht eigentlich mit Esper zusammen, der spurlos verschwunden ist. Hier fand ich Vegas Verhalten nicht unbedingt nachvollziehbar. Einerseits macht sie sich Sorgen um ihren Freund andererseits verguckt sie sich in Leo. Dieses Dreicks-Trope ist aber auch ehrlich gesagt nicht mehr mein Geschmack.

Die eigentliche Handlung hat mir schon gefallen. Es dauerte zwar bis zum letzten Viertel des Buches bis sich die Fragen zu klären beginnen, aber der Weg dahin war gut gemacht. Mir sind die verschiedenen Interessensgruppen und ihre Ziele/Motivation noch nicht ganz klar, aber dies ist ja auch erst der Auftaktband einer Trilogie. Von daher kann ich damit leben, dass noch einiges im Unklaren bleibt. Das Ende wartet mit der ein oder anderen Überraschung auf. Der große Twist hat mich jetzt aber nicht abgeholt, da ich ein Stück weit damit gerechnet habe.

Fazit. ‚Vega - Der Wind in meinen Händen‘ lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits war es ein solider Reihen-Auftakt, denn das Buch punktet mit einer angenehmen Erzählweise und einem hohen Spannungsbogen. Das Thema Klimawandel kommt aber leider viel zu kurz bzw. wird nicht kongruent erzählt.