Künstler am Werk

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simone1711 Avatar

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Kurz vorweg: Ich habe den Autor dieses Kochbuches noch gar nicht live im Fernsehen erlebt. Sein Bild kommt kenne ich aus der Werbung, eine Sendung mit ihm habe ich noch nicht gesehen. Ich bewerte das Kochbuch ohne jegliche persönliche Meinung von ihm.

Ein Kochbuch rezensieren? Darf ich das überhaupt, wenn ich noch nicht alle Rezepte ausprobiert habe?! Vor dieses Problem stellt er mich nun. Wobei - ein Problem ist das nicht, denn mein Eindruck von seinen Gerichten ist absolut positiv. Da ich selber aus der Gastronomie komme, habe ich auch ein wenig Erfahrung und ein paar Vergleichsmöglichkeiten. Ich habe viele Kochbücher, und ich liebe sie alle, egal ob sie "nur" Grundlagen vermitteln oder ausgefallene Rezepte enthalten. Und da es langsam wirklich sehr viele werden, dürfen nur einige wenige davon auf dem Küchentresen hausen. Jetzt darf man raten, welches neuerdings auch da steht.

Dass im Hause Schweiger überhaupt noch Fleisch auf den Tisch kommt, kann man sich angesichts dieser Pracht an farbenfrohen und abwechlungsreichen Rezepten gar nicht vorstellen. Doch das macht der Künstler ja schon im Vorwort klar, und das finde ich auch das wirklich Tolle an diesem Kochbuch. Es macht überhaupt nicht den Eindruck, hier "Ersatzrezepte" anzubieten weils eben grad kein Steak gibt, sondern liest sich eher wie die Bibel eines Vollblut-Vegetariers. Und nichts anderes haben die Gemüsesorten verdient, die hier auftauchen. Ich habe mit Begeisterung festgestellt, dass wirklich jedes Gemüse, das ich mag, in mindestens einem Rezept vorkommt. Und zwar auch Pastinaken und Petersilienwurzeln, Topinambur und Mangold, und das in wirklich abenteuerlichen Kombinationen, die aber dennoch nicht zu ausgefallen wirken, um sie auszuprobieren. Das muss man erstmal können, und lernen kann man das auch nicht. Das ist zumindest meine Überzeugung. Es wird nicht laufend "Fleischersatz" wie Tofu verwendet, was mir kürzlich bei einem hochgelobten veganen Kochbuch sauer aufstieß, hier spricht das Gemüse für sich und darf die Hauptrolle spielen. Und genau das finde ich bei einem vegetarischen Kochbuch wichtig, denn man muss Fleisch und Fisch nicht dauernd ersetzen. Es geht auch ganz gut ohne! Ob für immer oder nur manchmal, das darf ja jeder selber entscheiden. Es gibt auch nicht immer nur Nudeln oder Kartoffeln, auch Bulgur und Couscous werden verwendet. Und genauso gibt es nicht nur sehr aufwändige Rezepte, für die man viele Gewürze braucht, sondern auch welche, die mit wenigen Zutaten auskommen. Für mich ist immer die Mischung sehr wichtig, ich möchte in einem Buch für viele Gelegenheiten etwas finden, und ich denke, das ist hier echt perfekt gelungen.

Das Buch enthält, zumindest für mich persönlich, lauter Rezepte, auf die ich selber nie gekommen wäre und die mir in ihrer Kombination und Zubereitung aber absolut logisch erscheinen. Ich freue mich sehr darauf, die Rezepte im Einzelnen auszuprobieren, auch wenn das natürlich mindestens ein Jahr dauern wird. Fangen wir mal mit Spargel und Bärlauch an... und mit Erbsen, Kohlrabi, etc.

Auch die Gestaltung ist traumhaft schön, aber nicht gekünstelt, sondern natürlich, und der Fokus liegt immer auf dem eigentlichem "Star", nämlich dem Gemüse. Ein "Angeber"-Kochbuch, aus dem man echt auch was nachkochen kann. Also wie Ostern und Weihnachten auf einmal.

Naja, eine Kleinigkeit zu bemängeln gibt es auch. Wieso sieht das bei mir am Schluss nie so schön aus???