Verräter wie wir

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edda Avatar

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Geschickt verrät uns Carré schon im allerersten Absatz den Kern des Romans.Und schon sind wir mittendrin.

Gutsituiert, upperclass zugehörig, jung und attraktiv ist Perry. Auf der gegnerischen Tenniscourtseite: alt, übergewichtig und unattraktiv, auf der Schattenseite der Moral: der russische Geldwäscher Dima mit einem Gesicht ausgestattet, wie vom Leben geformt. Die Gegensätze könnten nicht größer sein:
Mit wenig wirklich Problematischem ausgestattet auf keinem Fall der Sicherung der Existenz wird vorerst leichtfüßig seitens Perrys das Tennis Match vonstatten gehen.
Dima Geldwäscher von Beruf und Seele der russischen Mafia wird um Asyl bitten auf britischem Boden im Austausch seines Wissens um die Machenschaften der Mafia.

Ein Match im übertragenen Sinne: Kein kalter Krieg mehr wie zu Carrés Anfangszeiten, aber dennoch die Verschiedenheit zweier Welten, die sich verknüpfen. Es wird ein Pakt geschlossen, eigene Regeln aufgestellt um feststellen zu müssen, dass das Unvorhersehbare, die Feinde in den eigenen Reihen, die Vereinbarung unterwandern werden.

Einblicke in politische Machenschaften mit eigenen Regeln. Ich als  Leser staune wieder einmal und bin gespannt, wie John le Carré die Frage des Verrats länderübergreifend herausschält. Was wir von John le Carré kennen, ist seine intelligente Art uns in das Geschehen detailliert und bildreich hineinzuführen. Allein das macht Vorfreude auf den neuen Carré. Ein Thema wie Verrat innerhalb der Russenmafia ist zeitgemäß, glaubhaft und dadurch lehrreich - Und dem Leser stellt sich die Frage, an welcher Moral er sich denn zum Schluß selbst orientiert - denn soweit ist es vorab beschrieben:  Es wird „Ein Roman über die Korrumpierbarkeit des Westens und die Zerbrechlichkeit der Demokratie”
Klasse!