Shakespeare der Spionageromane

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murksy Avatar

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Verräter wie wir, der neue Spionagethriller von Le Carre erzählt die Geschichte eines Paares, das eigentlich nur einen Tennisurlaub genießen wollte. Doch der russische Tennispartner, dem Perry, Lehrer, zugeteilt wird, entpuppt sich als schwergewichtiger Mann, der sogar Leibwächter und seine skurrile Familie mit auf den Court nimmt. Szenenwechsel: das Paar, Perry und Gail, werden vom britischen Geheimdienst vernommen. Der Russe, Dima, ist der Geldwäscher schlechthin, verwickelt in Geschäfte der russischen Mafia, die mit britischen Banken und Parlamentariern zusammenarbeiten.

Langsam erfährt der Leser, dass Perry und Gail zu Amateurspionen erkoren wurden, die Dima bei seinem Vorhaben, dem britischen Geheimdienst die komplizierten Verknüpfungen des schmutzigen Geldes zu verraten, helfen sollen. Die Geschichte wird in Rückblenden zum Inselurlaub, dem Verhör und dem Anwerben des Paares erzählt.

Noch komplizierter wird die Entwicklung durch Dimas Familie, eine geistig angeschlagene Frau, verwöhnte Zwillinge und eine schwangere, bildschöne Tochter. Ein guter Freund Dimas, Micha, wurde in Russland mit seiner Frau zusammen brutal ermordet. Nur die beiden Töchter leben noch und erwecken bei Gail tiefstes Mitleid. Aus diesem Mitleid heraus erwächst der Wunsch, dem Geheimdienst zu helfen. Die Hauptfiguren hierbei sind Hector, ein grimmiger Kämpfer für sein Vaterland, der in ein Wespennest sticht, als er einen korrupten Politiker zum Ziel wählt. Im zur Seite steht Luke, ein schon abgeschriebener Agent, der mit dem Fall Dima noch einmal ins Rampenlicht gerät.

Es beginnt ein unheiliges Katz-und Mausspiel. Gail und Perry sollen als Lockvögel dafür sorgen, dass Dima mit dem britischen Geheimdienst zusammenarbeitet und über Paris und Bern nach London gelangt. Als Gegenleistung verlangt Dima Schutz für seine Familie. Doch die Arme der Mafia reichen weit und langsam zieht sich die Schlinge um die Abtrünnigen enger zusammen. Doch Le Carre zeichnet ein schier hoffnungsloses Bild...

 

Spannend, aber sehr kompliziert. Schonungslos deckt Le Carre die Zusammenhänge der internationalen Schwarzgeldwäsche auf, prangert Regierungen und Banken an. Le Carre schreibt konzentriert, und diese Konzentration verlangt er von seinen Lesern. Manche Zeilen muss man schon zweimal lesen, um die ganzen Zusammenhänge zu verstehen. Oftmals kapituliert der oberflächliche Leser aber auch, wenn Le Carre das Netz der Korruption und Bestechung spinnt. Dabei jongliert Le Carre meisterhaft mit den Personen, entwirft wie immer feine Satzkonstruktionen. Für Fans von le Carre ein neues Meisterwerk. Neulinge werden sich wohl etwas schwer tun.