Verräter wie wir

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
anyways Avatar

Von

Gail und Perry ahnen nicht, in welche Abenteuer ihr Tennisurlaub auf der Karibikinsel Antigua enden soll. Abenteuer haben sie indes aber bitter nötig. Perry ist 30 und mit seinem Leben als Dozent am Oxforder College sehr unzufrieden. Gail hingegen ist als Juristin beruflich völlig ausgelastet. Sie stellt sich lediglich die Frage nach der Zukunft ihrer Beziehung zu Perry. Trennen sie sich oder wird geheiratet?

Gleich am ersten Tag auf der Sonneninsel lernen sie den Russen Dima kennen. Er arrangiert ein Herrenmatch für sich und Perry, Gail hat indes viel Zeit sich Dimas Familie näher anzusehen. Da gibt es die etwas deplaziert wirkende Tamara, die derzeitige Ehefrau, sie sieht verhärmt aus und ist sehr gottesfürchtig. Natascha ist Dimas Tochter aus erster Ehe, sie ist bildschön und klug. Seine Zwillingssöhne sind hellauf begeisterte Sportfans und die beiden kleinen Nichten umgibt eine Aura der Trostlosigkeit. Gail entdeckt sofort Muttergefühle und Perry reift zum Beschützer, erst recht als die Wahrheit über das Vermögen des Russen an Licht kommt. Dima ist der Geldwäscher Nr. 1 für ein russisches Syndikat und er will Aussteigen. Was liegt da näher, sich mit Perry und Gail, den beiden Engländern, anzufreunden, und sie um diesen winzigen Gefallen des Überlaufens zu bitten?

 

Perry lässt sich auch nicht lange bitten, winkt doch ein Agentenposten, ehrenhalber.

Kaum in London angekommen, schaltet er auch sofort den britischen Geheimdienst ein…

 

 

John le Carré in Reinkultur.

Der Roman wird größtenteils von den beiden Hauptprotagonisten wie im Verhörstil, sachlich, nüchtern und manchmal sehr distanziert erzählt.

Minutiös, so scheint es, schildern sie ihren Urlaub, die Ankunft in London, die Kontaktaufnahme mit dem Geheimdienst und die Planung zur Befreiung Dimas Familie aus den Klauen der russischen Mafia.

Mit Spannung verfolgt der Leser der ganzen Vorbereitung, immer auf der Hut vor eventuellen Rückschlägen. Viel zu spät wird ihm die Manipulation durch den Autor bewusst, denn die Zusammenhänge dieses komplexen Romans erschließen sich erst viel später, lange nach dem Lesen. Umso treffender finde ich die Wahl der deutschen Übersetzung des Buches- „Verräter wie wir“.