Behutsame Geschichte über Trauer

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piratenbraut Avatar

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Trotz des gefühlvollen Umgangs mit dem Thema Trauer habe ich mich sehr schwer getan, in das Buch reinzukommen. Ich hatte zu Beginn das Gefühl, ich warte auf etwas, ich warte, dass es losgeht, dass etwas passiert.
Allerdings ist das die falsche Herangehensweise an das Buch, man muss es mit Bedacht lesen und sich Zeit lassen, sich auf das Thema einlassen.

Denn dann merkt man, dass sogar ziemlich viel passiert. Mascha hat ihren Sohn vor 12 Jahren verloren, er ist ertrunken. Seitdem nimmt sie selbst nicht mehr richtig am Leben teil, alles rauscht so an ihr vorbei. Stattdessen ist sie Meisterin im "Ertrinken" geworden. Sie geht regelmäßig ins Schwimmbad und hält so lange die Luft unter Wasser an, bis es wehtut. Außerdem geht sie sehr regelmäßig auf den Friedhof, kümmert sich um Gräber, die verlassen wirken und erfindet Geschichten zu den Namen auf den Grabsteinen.

Auf dem Friedhof sieht sie oft Alice, eine verrückte ältere Dame, die oft tanzt und singt, aber nicht mehr richtig bei Verstand zu sein scheint, zumindest nicht immer. Auch aus ihrer Sicht werden einige Passagen erzählt. Nach und nach begreift Mascha, dass sie nicht ewig wie in Watte gepackt weiter leben kann und ausgerechnet Alice hilft ihr auf ihrem Weg zurück ins Leben.

Ein stiller, einfühlsamer Roman über Trauerbewältigung und Freundschaft. Schön zu lesen!

Das Cover finde ich farblich etwas zu übertrieben und künstlich, außerdem hätten 2 Frauen auf dem Cover sein sollen, denn Mascha und Alice sind definitiv die Hauptfiguren in dem Buch. Der Titel gefällt mir allerdings sehr sehr gut, denn er sagt, dass man vielleicht heute nicht in der Stimmung ist, zu tanzen, dass man aber die Hoffnung nicht aufgibt, dass der Moment irgendwann wieder kommen wird. Das kann man im Großen gut auf die Trauerverarbeitung ausweiten.