Skurrile Protagonistin reift an elterlicher Lektüre, Luft nach oben

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Der bei dtv erschienene Roman "Vilma zählt die Liebe rückwärts" von Gudrun Skretting wurde von Ina Kronenberger und Stefan Pluschkat aus der norwegischen in die deutsche Sprache übersetzt.
Das mit einem dezenten pastellblau gehaltenen Hintergrund versehene Cover zeigt im Vordergrund die nicht direkt unsympathische, aber doch ein wenig skurrile Protagonisten Vilma im Kreise von Symbolen ihrer Hobbies, ihres Berufes u. ä.. "Skurril" ist hier eher in Richtung "leicht anstrengend" als "liebenswert verrückt" zu verstehen. Sie tut mir leid, denn sie ist recht einsam. Ihr Bekanntenkreis ist nicht weiter erwähnenswert, ihre Tätigkeit als Klavierlehrerin übt die allein in einem großen Haus lebende 35-jährige Osloerin daheim aus.
Ihre Hauptbeschäftigung ist das Aufspüren und darauf folgende Vermeiden von möglicherweise lebensverkürzenden Tätigkeiten wie beispielsweise das Verzehren von gelegentlich wohl mit Minimalstmengen an Radioaktivität belasteten Bananen. Oder sich zu verlieben.
Eines Tages treten zwei Männer in ihr Leben: Robert, ein am Tourette-Syndrom erkrankter Sektionsassistent, und ein Pfarrer. Vilmas Vater, zu dem sie keinerlei Kontakt hatte, ist auf dem Weg zu ihr verstorben und hinterließ ihr ein Bündel an sie gerichteter Briefe.
Die Lektüre dieser Briefe erklärt ihr selbst und uns Lesenden ein wenig ihre Verschroben- und Zurückgezogenheit, berichtet von der Beziehung ihrer Eltern, Maria und Vilhelm, zueinander und lässt hoffen, dass Vilma künftig ein etwas freu(n)dvolleres Leben zu führen in der Lage sein wird.
Der Schreibstil ist leichtfüßig und somit angenehm lesbar.
Meine Lieblingsfigur war der junge Klavierspieler Amdi.

Fazit:
Teilweise humorvoll (oft "schwarz"), teilweise traurig, manchmal vorhersehbar.
Charakterliche Entwicklung erkennbar, von der Idee her wäre mMn mehr "drin gewesen".