Segnungen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
joberlin Avatar

Von

Der Roman beginnt 1932 und während die Protagonistin Violet noch über den ersten Weltkrieg reminisziert, bahnt sich schon ganz langsam der zweite an. Ich fühle mich getroffen von ihren Gedanken "England wieder aufgebaut ..... so viele Männer in den Krieg geschickt".

Schön ist gleich zu Anfang ein Absatz über Unterschiede in der Wahrnehmung von Männern und Frauen. "Frauen betrachten andere Frauen immer sehr genau", schreibt Tracy Chevalier. Violet betrachtet auch sich selbst sehr genau .... und sehr kritisch. Mir gefällt ihre kritische Beobachtungsgabe, auch bei der Einschätzung von Charaktereigenschaften ist sie sicher. Das spricht für eine gewisse Lebenserfahrung.

Mir gefällt auch, dass sie in ihrer Mittagspause auf den profanen Kaffee verzichtet und in die Kathedrale geht. Dort gibt es gerade einen Segnungsgottesdient - es werden Stickereien wie z.B. Sitzkissen gesegnet! Violet eckt an mit ihrer leicht nervösen Art - schließlich hat sie nur eine kurze Pause - doch ihre Sitznachbarin, Gilda Hill lächelt ihr aufmunternd zu. Das dürfte für den weiteren Verlauf des Romans von Wichtigkeit sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass wir uns weiter mit den jungen Damen im Versicherungsbüro befassen werden. Zu viel gute Laune gepaart mit großer Schlichtheit können nerven und sind keine Grundlage für einen guten Roman!

So bin ich also gespannt wie es weitergeht mit Violet und Gilda und den bedrohlichen politischen Wirren der 1930er Jahre .