Zerrissene Familienbande

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jenvo82 Avatar

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Ein richtig guter erster Eindruck, den dieser Roman auf mich macht, doch wie so oft steht schon allein der Diogenes Verlag für anspruchsvolle, zeitgenössische Belletristik.

Interessant finde ich an der Leseprobe auch, dass sie diesmal nicht mit den ersten Seiten des Buches startet sondern mit einer Passage im vorderen Mittelteil. Als Leser bekommt man von Jules einen Einblick in sein Familienleben, welches im Grunde genommen keines ist, denn er und seine beiden älteren, ebenfalls minderjährigen Geschwister leben nach dem Tod der Eltern in einem Heim. Einerseits scheint dieser Ort sein zu Hause zu sein, denn immerhin geht er dort zur Schule (angeschlossenes Internat) und verbringt einen Großteil seines jungen Lebens dort. Doch andererseits kann man nicht von Zusammengehörigkeit und Familiensinn sprechen.

Der ältere Bruder distanziert sich von ihm, steht ihm auch nicht beim Mobbing bei und die große Schwester macht unschöne Schlagzeilen, indem sie als "Schlampe" ihres Jahrgangs bezeichnet wird.
Und so fühlt sich Jules einsam und ungeliebt, bis er endlich eine gute Freundin in Alva findet, einem Mädchen aus seinem Jahrgang. Leider möchte Jules mit fortschreitender Pubertät mehr von seiner Freundin, als diese ihm Gefühle entgegenbringt und so bleibt der erste Eindruck des Buches traurig, verlassen und allein, abgegrenzt von sozialen Kontakten und reduziert auf das Überleben in einer kargen, menschenunfreundlichen Umgebung.
Doch der Titel des Buches lässt darauf hoffen, dass es Jules gelingt aus seinem persönlichen Dilemma auszubrechen und sich ein anderes, erstrebenswertes Leben aufzubauen.