Aus dem Schatten der Vergangenheit ins Licht der Gegenwart

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blackforestbiker Avatar

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Traumhaft schöne Sätze und der einfühlsame Erzählstil zeugen erneut von der großen Begabung des Benedict Wells für tolle geschriebene Geschichten.
In der Geschichte um die drei Geschwister Jules, Marty und Liz versteht er es wieder großartig auch die verschiedenen Zeitebenen gekonnt ineinander fließen zu lassen.

Die drei verlieren noch ziemlich jung Ihre Eltern bei einem Autounfall. Bis dahin sind die drei wohlbehütet und gut erzogen aufgewachsen und müssen nun aber in ein staatliches Waisenhaus. Dort werden sie dann auch noch auseinander gerissen, da sie in verschiedenen Gebäuden , aufgrund der verschiedenen Alterstufen, unter gebracht werden.
Bis dahin waren die drei eine verschworene Gemeinschaft und hatten immer eine Anlaufstelle oder jemand zum Kuscheln, sich aussprechen, und nun werden sie zu Einzelkämpfern. Allen voran der jüngste, Jules, nun mit 11 Jahren auf sich allein gestellt gibt er sich seinen Träumereien hin und hat nur in der Klassenkameradin Alva eine gute Freundin.
Doch, dass sie seine große Liebe ist, wird ihm anfänglich nicht bewusst und so kommt es am Ende der Schulzeit zum großen Bruch zwischen den Zweien und sie verlieren sich für viele Jahre aus den Augen. Durch diesen erneuten großen Verlust findet Jules langsam wieder zurück aus seiner Einsamkeit zu seinen beiden Geschwistern.
Da ist einmal der große Bruder Marty, der es in seiner beruflichen Laufbahn schon weit gebracht hat und bereits viel Geld mit dem Internet verdient und seine drei Jahre ältere Schwester Liz, die augrund der endlos tiefen Leere in ihrem Leben sich mit zahllosen Liebesabenteuern und Drogen durch das Leben quält. Gerade die Schwester war bereits im Kinderheim für Jules die große Stütze und Hilfe wenn er sich seinen Träumereien hingab und sich wieder so schön ausmalte wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn die Eltern nicht gestorben wären.
Immer wieder im Laufe der Geschichte ist Jules der Meinung das falsche Leben zu leben.
Herrlich, wie Benedict Wells die eigentlich traurige Geschichte der drei Waisenkinder zu einem unterhaltsamen und in sich doch geschlossenen Roman über den Verlust der Einsamkeit zusammenfügt. Seine Sätze sind großartig und bildhaft und hinterlassen beim Leser Spuren. Manchmal muss man die Sätze zwei- dreimal nachlesen so einfühlsam und ausdrucksstark sind diese geschrieben. Ein lesenswerter Roman der die Schwierigkeiten des Lebens abbildet und auch den Tod niemals aus den Augen lässt:
"Der Abgrund blick mich an. Und ich blicke zurück"