Das hier ist alles wie eine Saat

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solveig Avatar

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Überschattet vom frühen Tod der Eltern verbringen Jules Moreau, sein Bruder Marty und Schwester Liz einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend in einem Internat. Jeder der drei sucht und findet seinen eigenen Weg, um mit seiner Trauer und dem Verlust der Eltern umzugehen, und entfernt sich dabei von den Geschwistern. Liz flüchtet in Drogen und Männerbeziehungen, Marty leidet unter Zwangneurosen und Jules zieht sich ganz in seine innere Welt zurück. Nur seine Mitschülerin Alva erhält Einblick in sein Innerstes.
„Das hier ist alles wie eine Saat“ erkennt der 11jährige Jules. „Das Internat, die Schule, was mit meinen Eltern passiert ist. Das alles wird in mir gesät, aber ich kann nicht sehen, was es aus mir macht. Erst wenn ich ein Erwachsener bin, kommt die Ernte, und dann ist es zu spät."
In einer literarischen Rückblende erzählt der Protagonist von den Höhepunkten und Katastrophen, die er in mehr als dreißig Jahren erlebt hat, und von deren Auswirkungen auf sein Dasein. Mit Alva verbindet ihn eine Seelenverwandtschaft und Liebe, die jedoch auf zahlreiche Schwierigkeiten stößt. Beide machen es sich nicht leicht auf der Suche nach sich selbst und ihrer Bestimmung, immer wieder werden die Weichen neu gestellt. Jules´ Denken dreht sich beharrlich um die Frage, ob es etwas Beständiges im Wesen des Menschen gibt oder ob er nur einem zufälligen Schicksal ausgeliefert ist: „Was wäre das Unveränderliche in dir? Das, was in jedem Leben gleich geblieben wäre, egal, welchen Verlauf es genommen hätte?“ ist ein Kernthema des Romans.
Trotz tiefgreifender Thematik schreibt Wells dennoch mit leichter Feder. Er benutzt einen unaufdringlichen Stil, der kein Pathos zulässt. Flüssig und poetisch erzählt, wirkt die Geschichte authentisch und nicht kitschig. So fällt es dem Leser nicht schwer, sich voll Empathie mit dem Protagonisten und seiner Gedanken- und Gefühlswelt auseinanderzusetzen.
Bei allen existentiellen Problemen und schmerzlichen Schicksalsschlägen, die Jules erwarten, überwiegt im Roman dennoch ein Grundton von Optimismus und Hoffnung. Ein Lebens- und Liebesroman, der berührt und nachdenklich macht.