Ein bezaubernder Roman

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mollymoon Avatar

Von

„Vom Ende der Einsamkeit“ ähnelt den anderen Werken Benedict Wells' und ist doch so anders.

Inhalt
Die Geschwister Jules, Marty und Liz verloren ihre Eltern als Kinder durch einen Unfall. Ihre Tante, die sich um sie kümmert, schickt sie auf ein Internat. Dort geht jeder seinen eigenen Weg. Marty zieht sich zurück und widmet sich seinem Computer, Liz probiert alles aus und ist sehr beliebt und Jules zieht sich immer mehr in seine Traumwelten zurück. Im Internat lernt er jedoch auch Alva kennen, die in seine Klasse geht. Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die über Jahre andauert. Alva bedeutet Jules aber schon längst mehr. Nach dem Abitur verlieren sie sich aus den Augen, treffen sich Jahre später aber wieder.

Meine Meinung
Ein neuer Roman von Benedict Wells war ein Muss für mich. Seine Sprache und seine Gedanken fesseln mich immer wieder. So auch bei diesem Buch. Man möchte so viele Sätze unterstreichen und herausschreiben, alles in mir drückte beim Lesen vollste Zustimmung aus. Wells Worte treffen durch seine genauen Beobachtungen und durch ihre Ehrlichkeit.
Der Wechsel der Zeitebenen macht diesen Roman spannend und auch besonders, man bekommt das Geschehene stückchenweise serviert.
Das Ende der Einsamkeit als Symbolbild für diese Liebesgeschichte finde ich besonders gelungen.

Fazit
Trotz der Schwere der Thematik (Verlust, Einsamkeit, Selbstfindung) ist dieser Roman bezaubernd.
Ein Buch, das man sofort verschlingen und sich gleichzeitig aufsparen möchte, weil man nicht will, dass es endet.

Zitate
„Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich.“ (S. 1)

„Das hier ist alles wie eine Saat. Das Internat, die Schule, was mit meinen Eltern passiert ist. Das alles wird in mir gesät, aber ich kann nicht sehen, was es aus mir macht. Erst wenn ich ein Erwachsener bin, kommt die Ernte, und dann ist es zu spät.“ (S. 67)

„Nie den Mut gehabt, sie zu gewinnen, immer nur die Angst, sie zu verlieren.“ (S. 121)

„ […] das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit.“ (S. 171)

„Ich mein, wenn man sein ganzes Leben in die falsche Richtung läuft, kann's dann trotzdem das Richtige sein?“ (S. 190)
„Die Zeit verläuft nicht linear, ebenso wenig wie die Erinnerungen. Man erinnert sich immer stärker an das, was einem gerade emotional nahe ist.“ (S. 213)

„Das Leben ist kein Nullsummenspiel. Es gibt Leute, die nur Pech haben, die alles was sie lieben, nach und nach verlieren.“ (S. 255)