Ein Buch, das mir noch länger im Kopf bleiben wird

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Vom Ende der Einsamkeit ist ein Buch von Benedict Wells. Es ist am 24. Februar 2016 im Diogenes Verlag als gebundene Ausgabe erschienen. Das Buch umfasst 368 Seiten.

INHALT

"Eine schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind: Man weiß nie, wann er zuschlagen wird."

Jules und seine Geschwister Marty und Liz sind grundverschieden, doch ein tragisches Ereignis prägt alle drei: Behütet aufgewachsen, haben sie als Kinder ihre Eltern durch einen Unfall verloren. Obwohl sie auf dasselbe Internat kommen, geht jeder seinen eigenen Weg, sie werden sich fremd und verlieren einander aus den Augen.
Vor allem der einst so selbstbewusste Jules zieht sich immer mehr in seine Traumwelten zurück. Nur mit der geheimnisvollen Alva schließt er Freundschaft, doch erst Jahre später wird er begreifen, was sie ihm bedeutet - und was sie ihm immer verschwiegen hat.
Als Erwachsener begegnet er Alva wieder. Es sieht so aus, als könnten sie die verlorene Zeit zurückgewinnen, doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein.

(Klappentext)

MEINUNG

Da ich die Livestream-Lesung mit Benedict Wells auf Lovelybooks gesehen habe, weiß ich, dass es so etwas wie eine Geschichte hinter dem Cover gibt. Das finde ich ziemlich interessant und macht es automatisch wertvoller. Wenn man das jedoch nicht weiß, ist das Cover nicht weiter auffällig.

Der Einstieg in die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich wurde gleich in die Handlung hineingezogen und sofort von den verschiedenen Szenen gefesselt. Es scheint zwar mittlerweile schon typisch geworden zu sein, dass ein Buch in der Gegenwart bei einem bestimmten Ereignis beginnt und dann den Leser komplett in die Vergangenheit zurückversetzt, um dann den Verlauf zur Gegenwart zu erklären. Aber das stört mich nicht. Ich finde das eher sehr spannend. Ich hatte auch gleich einen Draht zu den Charakteren und konnte mich insgesamt auch gut in die Handlung und die Personen hineindenken.

Der weitere Verlauf der Geschichte war aber teilweise eher ein Auf und Ab. Manchmal gab es Längen, die mich beim Lesen gestört haben bzw. mich aus dem Lesefluss brachten. Dann gab es aber auch wieder Szenen, die mich zum Nachdenken angeregt haben und auch dazulernen haben lassen. Zum Glück waren letztere überwiegend, sodass ich insgesamt meine Freude mit dem Buch hatte.
Es gibt übrigens einige Szene, die mir wahrscheinlich ewig im Kopf bleiben werden. Das sind Handlungsstränge, die eigentlich eher komplett unbedeutend sein könnten, aber doch ewig nachklingen. Und es sind vor allem Szenen, die auch den Charakteren im Buch ewig im Kopf geblieben sind. Sie werden ab und zu erneut zur Sprache gebracht und prägen sich spätestens dadurch extrem ein. So werde ich ziemlich lange Erinnerungen an das Buch haben.
Gegen Ende wurde die Handlung so dramatisch, dass ich wieder vollends gefesselt wurde und mitgehofft habe. Sogar einige Tränen flossen letztendlich bei mir, weil ich die Endszenen so traurig und schockierend fand. Ich hatte nämlich mit einem etwas anderen Ende gerechnet.

Die Sprache von Wells ist natürlich etwas ganz Besonderes, was ich aus meinen sonstigen Büchern eher nicht kannte. Dadurch fiel es mir aber auch gleichzeitig etwas schwerer, weil es für mich ungewohnt war. Das Buch ließ sich aber trotzdem flüssig und gut lesen, aber es war eben ein für mich eher untypischer Schreibstil. Manchmal wirkte es auch so, als hätte Wells die Worte so lange Hin und Her gedreht, bis er die für sich perfekte Wortwendung fand. An sich nicht weiter tragisch, aber auf mich wirkt dies dann immer ein wenig "künstlich".

Die drei Geschwister haben mir als Charaktere alle sehr gut gefallen. Ich konnte mich in jeden gut hineinversetzen und habe besonders ihre persönlichen Eigenarten sehr gemocht. Sie haben die Charaktere lebendig und natürlich wirken lassen. Die drei Geschwister sind so unterschiedlich und trotzdem passen sie super zusammen und finden auch einander immer wieder. Und obwohl sich die Handlung eher um Jules drehte, hatte ich jederzeit das Gefühl, über alle drei perfekt Bescheid zu wissen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Alva war für mich etwas schwieriger. Der Charakter der Alva an sich hat mir auch super gefallen, aber sie war für mich etwas verschlossener. Ich konnte nie genauer hinter ihre Mauer schauen und habe mich öfter in ihr getäuscht. Auch gegen Ende fiel es mir noch schwer, sie komplett zu verstehen. Das macht sie aber als Charakter sehr interessant und sorgt für Spannung, weil ich als Leser nie wusste, in welche Richtung es als nächstes mit ihr laufen würde.

Ich empfehle aber unbedingt, eine Lesung von Benedict Wells anzuhören. Wenn er die Szenen selbst liest, macht das die ganze Geschichte einfach wahnsinnig faszinierend und viel interessanter. Außerdem macht es den Zuhörer komplett neugierig auf den Rest der Geschichte.

FAZIT

Insgesamt muss ich sagen, dass mir das Buch ziemlich gut gefallen hat. Es wird mir noch länger im Kopf hängen bleiben. Leider gab es aber doch Längen, weswegen ich einen Punkt abziehen muss und auch die Sprache von Wells wird sicher nicht für jeden das Richtige sein. Auch ich brauchte etwas, um mit dem Schreibstil zurecht zu kommen, weil er doch so grundverschieden zu meiner sonstigen Lektüre gewesen ist. Es wird jedoch nicht das letzte Buch gelesen sein, das ich von Wells lese und bin gespannt auf die anderen Bücher.