Ein grandioses Werk von einem genialen jungen Schriftsteller

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julia liest Avatar

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Meine Begeisterung für dieses Buch hat auf der ersten Seite angefangen und auf der letzten Seite aufgehört.
Es geht um drei Kinder, deren Eltern ums Leben gekommen sind und die sich nun in einem Internat zurecht finden müssen. Jedes Kind geht mit seiner Trauer individuell um. Der Ich-Erzähler lebt viel in seiner Traumwelt und gewinnt eine Freundin, die über seine gesamte Internatszeit seine Vertraute ist. Nach der Schule hat er jedoch keinen Kontakt mehr zu Ihr und merkt erst spät, was Sie ihm bedeutet. Sein Leben sowie das der Geschwister nimmt mehrere Wendungen, und er bekommt nochmals die Chance, seine vertraute Freundin aus Jugendzeiten für sich zu gewinnen.
Selten hat mich ein Buch emotional so tief berührt, wie es dieses geschafft hat. Ich kenne viele Bücher mit packenden Storys, die aber z.B. aus dem Englischen übersetzt sind und bei denen meiner Meinung nach deshalb der Schreibstil etwas leidet. Die Schreibweise des Autors hier ist überragend, meiner Meinung nach ein literarisches Kunstwerk. Die Wortwahl ist unglaublich facettenreich, die Ausdrucksweise teilweise sehr poetisch, gemischt mit Alltagsdeutsch, aber trotzdem nie affektiert.
Der Ausdruck der Gefühle der Protagonisten ist wahnsinnig authentisch, man sympatisiert mit den Hauptdarstellern, jedoch immer in der Weise, dass diese all Ihre Eigenheiten haben und nicht richtig aus Ihrer Haut heraus können.Der einzige Kritikpunkt von mir ist das Bild auf der Titelseite, welches mich eventuell sogar von dem Kauf abgeschreckt hätte.
Das Buch spiegelt, wie ich finde, viele aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Dazu gehört, das Kinder, welche keine behütete Kindheit haben allgemein einen schweren Start ins Leben haben, Schule nicht immer dem Auftrag gerecht wird, auf ein erfolgreiches Leben vorzubereiten sowie die Tatsache, das mehr Menschen in den 30ern noch orientierungslos sind und sich die bedeutenden Ereignisse im Leben immer weiter nach hinten verschieben (wie z.B. Geburt der Kinder). Das Buch regt auch an, darüber nachzudenken, wie wir sind, wie andere uns sehen, wieviel Kind noch in jedem steckt und wie unsere Träume unser Leben beeinflussen.