Ein wunderschönes Buch!

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Es ist zwar erst Februar, aber mit Benedict Wells Roman "Vom Ende der Einsamkeit" habe ich schon einen heißen Anwärter auf mein Lieblingsbuch des Jahres 2016. Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Buch mich so fesseln würde, obwohl mir die Leseprobe ja schon sehr gut gefallen hatte.
Die Geschichte, die im Buch thematisiert wird, klingt eher traurig. Die Geschwister Liz, Marty und Jules verlieren durch einen tragischen Autounfall schon früh ihre Eltern. Während Liz beginnt, als Reaktion auf den Verlust, gegen die Welt zu rebellieren und Marty sich zum Eigenbrötler entwickelt, zieht sich Nesthäkchen Jules immer mehr von der Außenwelt zurück und verliert jegliches Selbstbewusstsein. Die Zeit in einem Internat ist für die Geschwister hart und sie verlieren auch zueinander den Kontakt. Für Jules ändert sich seine Lage erst, als sich seine Klassenkameradin Alva ihm zuwendet und er in ihr eine Seelenverwandte findet. Doch auch diese Zeit des Glücks ist für Jules nicht von Dauer, da die Verbindung zu Alva nach der Schulzeit abbricht und er wieder ziellos durchs Leben treibt. Nach vielen Jahren trifft er seine Jugendliebe jedoch wieder und scheint mit ihr endlich ein dauerhaft glückliches Leben führen zu können, bis das Schicksal wieder zuschlägt.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Liebesgeschichte von Jules und Alva. Beide sind quasi durch Schicksalsschläge zu Außenseitern geworden, geben sich aber gegenseitig die dadurch fehlende Geborgenheit. Benedict Wells erzählt ihre intensive Liebesbeziehung ohne auch nur ein einziges Mal ins Kitschige abzudriften. In wunderschönen Worten gelingt es ihm meisterhaft, Gefühle darzustellen. Darüber hinaus sind aber auch alle Nebenfiguren glaubhaft gezeichnet: die ihr ganzes Leben lang rebellierende Liz, der kauzige aber doch so herzensgute Marty und seine sanfte Frau Elena und Alvas an Alzheimer erkrankter Ehemann, alle wachsen sie dem Leser bei der Lektüre des Buches ans Herz. Man wird so involviert in die Gefühlswelten der einzelnen Personen und ihrer Beziehungen miteinander, dass man gleichsam glaubt, sie alle selbst zu kennen.
Vielleicht hätte ich Alva und Jules ein Happy End gegönnt, aber: das Leben ist eben nicht fair und das tatsächliche Ende macht dieses Buch auch noch ein Stück weit glaubhafter.
Benedict Wells ist wirklich ein ganz wunderbarer Erzähler und "Vom Ende der Einsamkeit" ein wirklich wundervolles Buch, dass ich jedem nur empfehlen kann.
Ich werde auf jeden Fall auch noch die bereits erschienen Werke des Autors lesen.