Rezension zu "Vom Ende der Einsamkeit"

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Jules ist noch ein Kind, als sich in seinem Leben alles ändert. Bei einem Autounfall kommen seine Eltern ums Leben und zusammen mit seinen beiden älteren Geschwistern Marty und Liz muss er ins Internat. Dort wird aus dem einst lebenslustigen Jules ein in sich gekehrter Junge, was noch dadurch unterstützt wird, dass sich die drei Geschwister im Internatsleben immer weiter voneinander entfernen. Nur Alva, die genau wie Jules nicht immer fröhlich wirkt, freundet sich mit ihm an. So schwierig, wie die Freundschaft der beiden anmutet, ist auch die Frage, ob aus Alva und Jules ein Paar werden kann.
Als Erwachsene kommen sich die Geschwister wieder näher, auch wenn sich ihre Lebenswege grundverschieden entwickelt haben. Doch wie ein Damoklesschwert schebt die Erinnerung an ihr schweres Schicksal über allem, was sie erleben.

"Vom Ende der Einsamkeit" erzählt von Schicksal, Zusammenhalt in der Familie, Hinfallen, Aufstehen und vor allem großen Gefühlen. Selten habe ich einen so emotionalen Roman gelesen. Der Autor versteht sein Handwerk und weiß, wie man intensive Stimmungen beim Leser erzeugt. Der Schreibstil ist ausgereift und spiegelt die jeweilige Zeit gut wider, die sich gerade ereignet.

Zu Beginn des Romans liegt Jules nach einem Motoradunfall im Krankenhaus, danach wird sein Leben episodenhaft durch Einblicke in einzelne Lebensabschnitte geschildert. Als Kind der Achtziger durchläuft man mit ihm seine Schulzeit, Studium und das Erwachsenenalter. Manchmal waren die Zeitsprünge für meinen Geschmack zu groß - wenn ein halbes Leben in einem Roman erzählt wird, ist dies aber nicht zu vermeiden. Teils habe ich mich gefragt, wann es denn nun "richtig" losgeht, da es sehr lange dauert, bis sich die Schleife von dem zu Beginn erzählten Motoradunfall schließt.

Des Öfteren habe ich darüber nachgedacht, was genau eigentlich der Schwerpunkt des Romans sein soll. Das liegt zum einen daran, dass ich in Jules' Leben keine Zeit entdecken konnte, die besonders großen Raum im Buch eingenommen hat und zum anderen an der melancholischen Stimmung, die sich durch seinen gesamten Lebensweg zog.

Der Roman lebt vom großartigen Schreibstil des Autors, der gern die ein oder andere philosophische Fragestellung mit einfließen lässt und auch zum Nachdenken über das eigene Leben anregt.
Auch Musik und Literatur finden ihren Platz im Verlauf der Geschichte. Am bemerkenswertesten sind aber die Emotionen, die der Autor beim Leser hervorruft. Die Geschichte ist sehr traurig und vor allem zum Ende hin bleibt kein Auge trocken, da man als Leser Jules unglaublich nahe kommt.

Fazit: Ausgezeichnet geschriebener, sehr emotionaler Roman!