Wie ein französischer Film...

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hurmelchen Avatar

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Benedict Wells neuer Roman "Vom Ende der Einsamkeit" erzählt die Geschichte der Geschwister Moreau, die in jungen Jahren ihre Eltern verlieren, und lernen müssen, sich von diesem Trauma des Verlassen- Werdens, zu befreien.
Jules, der jüngste der Geschwister, findet, in der ebenfalls traumatisierten Alva, eine gleichaltrige Gefährtin.

Diese überaus melancholische Geschichte, in der es primär um Beziehungen jeglicher Couleur geht, kommt daher, wie ein französischer Film. Es wird viel gedacht, geredet und getrunken in diesem Buch, es wird geliebt, gestritten, gelitten und so gut wie nie gelacht...
Schriftsteller und Bücher spielen eine Rolle, und Hunde, und Natur und Tod...
Selbst immer mal wieder auftretende Kinder wirken schon furchtbar erwachsen...
Diverse Todesarten suchen die Protagonisten heim: Autounfall, Alzheimer, Krebs...
Dazwischen werden Binsenweisheiten zum Besten gegeben, daß sich die Balken biegen! Ja, der ganze Roman ist ein einziger riesiger Aphorismus- aber schön und edel!
Hatten frühere Generationen Goethes "Werther" oder Hermann Hesse, scheint die digitale Generation auf den jungen Benedict Wells abzufahren.
Ich leider nicht ( bin ja auch nicht mehr so jung...)- mich läßt Wells Schriftstellerei seltsam kalt.
Vielleicht lese ich in zehn Jahren noch mal etwas von ihm, wenn er die Reife, die er im Moment in seinen Romanen nur vortäuscht, dann erlangt hat.
Zum jetzigen Zeitpunkt freue ich mich, wenn Wells dem Diogenes Verlag gute Verkaufszahlen garantiert, und wenn der junge Mensch dank ihm wieder liest!