Das Gesamtpaket ist nicht ganz überzeugend!

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wandablue Avatar

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Wenn man das Buch „Vom Kiez zum Kap“ in die Hand nimmt, spürt man sofort, man hat ein aufwändig zusammengestelltes Buch in der Hand. Auf der allerersten Seite findet man die bunte Karte mit der Routenzeichnung durch alle Länder, von Hamburg über die Türkei und Syrien, entlang der Ostseite Afrikas bis zu dessen südwestlichster Spitze, dem Kap der Guten Hoffnung, alles mit dem Bulli und eigentlich, um Fußball zu gucken (2010). Doch das wird immer nebensächlicher! Danach erfolgt eine kurze Vorstellung der menschlichen Akteure samt des fahrbaren Untersatzes, des Bulli und wie er zu den Akteuren gelangte. Spitze! Ursprünglich war ja einmal die Westseite Afrikas als Route angedacht, durchgeplant sogar, aber wie es im Leben so ist, es kommt immer anders. So auch unterwegs oft.

Ganz viele Bilder machen diesen Reisebericht zu Lese-Wohlfühlmomenten und animieren zu Träumerein. Wenn man dann den Text liest, der frisch von der Leber weg geschrieben ist, merkt man allerdings, dass die Fotos nicht immer so richtig zum Text passen. Auf den zweiten Blick enttäuschen mich auch die Fotos, die sind bunt, ja, viele eingeborene Menschen, doch kaum Städtebilder und nichts Spektakuläres. Dafür legt der Fotograf liebevoll Wert auf Details und aufs Auto. Nun ja, sind ja Autonarren.

Im Text viel zu viel Spezifisches zum Flicken des Autos nach diversen Pannen. Zwar nahm die Technik einen großen Raum ein im Unternehmen, aber so genau muss es der Nichtmechaniker auch wieder nicht wissen. Dafür fehlt Emotione hinten und vorne. Die Emotionen waren vorhanden, sie scheinen durch und es ist witzig, wenn der Fotograf, um sich abzureagieren, ins Dickicht geht, um loszubrüllen und seinem Frust Luft zu machen. Aber meist wird unterkühlt berichtet. Und zu viel Banales. Ständig wiederholtes Lamenti über lästige Formalitäten, die von Land zu Land flexibel gehändelt werden und unerwartet Geld und Zeit kosten.

Der Text ist stilistisch spritzig, doch inhaltlich dürftig. Er lässt sich leicht und rasant weglesen. Und trotzdem, da fehlt Tiefgang. Sollte es von solch einer tollen Reise nicht mehr Interessantes zu erzählen geben? Es gibt nichts, was nachklingt. Atmosphäre fehlt und Persönliches. Leidenschaft lag immer in der Luft, kam aber selten mit aufs Papier. Ausserdem hat man den Eindruck, dass die Protagonisten ohne Bier nicht existieren könnten. Shit.

Dieser Reisebericht hätte sehr viel besser werden können! Abgesehen von vielen Fotos, die das Buch fast zu einem Bildband machen, unterscheidet sich dieser Reisebericht nicht positiv von anderen. Sehr viele Schreib- und Grammatikfehler beeinträchtigen den Text zudem. Mehr Sorgfalt, meine Herren!

Fazit: Trotz spritziger Ansätze enttäuscht mich das Gesamtpaket ein wenig, dabei hatte ich mir so viel erhofft, vielleicht, wenn Kay Amtenbrink mehr Anteil an der Texterstellung bekommen hätte?

Kategorie: Reisebericht
Verlag: Delius Klasing, 2015