Vom Kiez zum Kap

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lunamonique Avatar

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Ein Abend im FC Sankt Pauli-Clubheim wird für Grafiker Kay Amtenbrink und Motorjournalist Bernd Volkers zum Auslöser für eine ungewöhnliche Reise. Mit einem T3 Syncro von VW soll es nach Kapstadt gehen. Die Vorbereitungen nehmen mehr Zeit in Anspruch als gedacht.

Am 15.2. Februar 2010 starten Kay und Bernd von Hamburg aus ihre Reise. Vorher musste die geplante Stecke noch wegen Terrorismusgefahr von West- auf Ostroute umgeändert werden. Schon in Österreich gibt es erste Sprachprobleme. Bei den bulgarischen Polizisten in Sofia sind die Verständigkeitsprobleme eher hilfreich. Den Abenteuern stellt sich mehr als ein Hindernis in den Weg. Eine fehlende grüne Versicherungskarte, übereifrige Zollbeamte, überfüllte Straßen und Fähren, zeitraubende Stellplatzsuche, ein Einbruch in den Bulli, nichts kann die Abenteuer ausbremsen. Das Ziel fest vor Augen, wird jede kleine und große Klippe umschifft. Belohnt werden sie mit unvergesslichen Augenblicken.

Kaum das Buch aufgeschlagen, ist auf einer Doppelseite die Reiseroute zu finden. Die Weltkarte mit den markierten Stationen fasziniert. Viel haben sich die beiden Freunde vorgenommen. Ein Traum wird Wirklichkeit. Von Hamburg aus geht es nach Österreich, Kroatien, Serbien, Bulgarien, in die Türkei, nach Syrien, Jordanien, Ägypten, in den Sudan, nach Äthiopien, Kenia, Tansania, Malawi, Sambia, Botswana bis sie in Südafrika ihr Ziel Kapstadt erreicht haben. Gleich zu Anfang wird in einem kurzen Abschnitt erklärt wie die Idee zur Bulli-Reise entstand. Ebenso interessant ist die Vorstellung der Hauptakteure und Mitreisenden auf Zeit. Kay und Bernd mit ihrer Abenteuerlust sind einem sofort sympathisch. Egal ob die Reisevorbereitung oder Tour durch Europa. die humorvollen Texte haben Unterhaltungswert. Beide Abenteurer kommen zu Wort und beschreiben ihre Erlebnisse detailliert und scheinbar tiefenentspannt. Mehr als einmal stoßen sie auf Komplikationen, die sie aber jedes Mal alleine oder mit Hilfe überwinden konnten. Beeindruckend, und oftmals aus ungewöhnlicher Perspektive aufgenommen, sind die vielen Farbfotos. Kays Leidenschaft für die Fotografie ist in jeder Aufnahme zu spüren. Viele Begegnungen und Ereignisse werden durch die Fotos noch greifbarer. Die Aufteilung Text und Fotos ist sehr gelungen. Die einzelnen Kapitel sind sehr übersichtlich gestaltet. Es gibt keine Informationsflut. Nur manchmal ist es nötig zurückzublättern, um herauszufinden in welchem Land die beiden gerade sind. Die verschiedenen Stationen und Kulturen drohen an einem vorbeizurasen. Der Bulli muss Kilometer fressen. Ihr ursprüngliches Ziel, ein Besuch des Fußballstadions In Kapstadt, tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Nicht alles läuft nach Plan. Eine Abenteuerreise hat immer Überraschungen parat. Die Bürokratie hält in den meisten bereisten Ländern auf. Gelassenheit lernen Kay und Bernd auf besondere Art. Pannen und ein Motorbrand machen die beiden zu versierten Buschschraubern. Zwei Mal sind sei kurz davor aufzugeben. Es gibt immer wieder Menschen, die ihnen Mut machen und natürlich ein Happy-End. Zum Schluss nehmen die Autorreparaturen viel Raum ein. Zu einem Reisebericht gehören auch die Lösungen von Problemen dazu. Kay und Bernd holen aus ihrem Bulli das Letzte raus.

Der Bulli ist für lange Zeit das Zuhause für Kay und Bernd. Ein Foto aus ungewöhnlicher Perspektive setzt ihn ins Zentrum des Geschehens. Der Titel komprimiert einen Traum in vier Worte. „Vom Kiez zum Kap“ ist ein unterhaltsames Buch über ein fast unglaubliches Abenteuer. Zu Kays und Bernds Reisestationen gehören z.B. die syrischen Städte Aleppo und Damaskus. Viele der besuchten Kulturdenkmäler sind inzwischen zerstört. Im Epilog ergänzen die zwei Abenteurer ein paar Infos und Eindrücke nach ihrer Reise. „Vom Kiez zum Kap“ ist für jeden interessant, der seine eigenen Reiseträume hat, die er noch verwirklichen will. Das Buch macht Mut, seine Träume in Angriff zu nehmen.