Auseinandersetzung mit der Jagd nach dem Geld

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marionhh Avatar

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Sebastian Schnoy ist ein Hamburger Kabarettist, der mit seinem Programm auf Bühnen steht und auch Vorträge hält. Als jemand, der unter anderem Wirtschaftsgeschichte und Politik studiert hat, hat er natürlich ein gewisses Interesse an historisch-politischen Themen, und das schlägt sich sicherlich in seinem Programm auch nieder. Sein Buch „Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt“ ist ein grober Abriss über das Geldwesen – aber keine klassische Geschichtslektüre. Das soll es wahrscheinlich auch nicht sein, jedoch habe ich mir da etwas anderes drunter vorgestellt.

Schnoy schreibt an sich flüssig, seine Lektüre ist gut zu lesen, nicht zu simpel, aber doch eher schnoddrig. Dies ist mitunter schon recht vergnüglich, besonders wenn er Zitate oder Geschichten aus dem wahren Leben bringt oder bestimmte Dinge kommentiert, manches wirkt jedoch etwas zu gewollt und daher nicht wirklich komisch, z.B. wenn er moderne Begriffe in frühere Zeiten übertragen will. Dies soll wahrscheinlich anschaulich sein und die Vorstellung mag für Laien durchaus spaßig klingen, hat aber mit tatsächlichen historischen Tatsachen wenig zu tun. Man lernt eher so nebenbei – falls man es nicht sowieso schon wusste – dass viele Bankbegriffe aus dem Italienischen kommen, dass Krösus und Rockefeller sehr reich waren und dass es schon lange vor unserer Zeitrechnung Tauschgeschäfte und Geldhandel gab. Hauptsächlich konzentriert sich Schnoy jedoch darauf, das Finanzwesen und besonders die Konsumgesellschaft - er nennt es Konsumterror und Geldmonster – zu verteufeln. Ein bisschen Banken- und Millionärsbashing darf auch nicht fehlen, ein bisschen Träumen von der sozialistisch-kommunistischen Utopie, jedoch nicht zu viel, denn die Annehmlichkeiten der modernen Welt sind indessen auch bei ihm angekommen, und die Erkenntnis, dass „alles ist für alle da“ nicht wirklich funktioniert, solange es Leute gibt, die sich bereichern (und die wird es immer geben), hat sich auch schon herumgesprochen.

Man muss ihm zugutehalten, dass in jedem größeren Abschnitt, der in sich wiederum in einzelne Kapitel untereilt ist, immer ein geschichtlicher Aspekt vorkommt, und der Untertitel deutet ja auch darauf hin, dass es eben um die Jagd nach dem Geld und eher weniger um die Geschichte desselben geht. Dass er sich mit Geschichte auskennt, merkt man, dass er eine linke Grundeinstellung hat ebenfalls. Er bemüht sich redlich an einigen Stellen auch andere Meinungen zuzulassen und versucht einzelne politische Überzeugungen zu kombinieren und sich von allem das Beste heraus zu picken. Schnoy hinterfragt durchaus, warum Geld die Welt regiert und ob das in dem Maße sein muss. Er sagt auch nicht, dass wir ohne Geld und Konsum leben sollen. Man muss auch nicht seiner Meinung sein, um zu schmunzeln. Es bleibt aber sehr oberflächlich, und mich störte im letzten Drittel das zunehmende Verteufeln von Geld und Konsum, das Herumreiten auf die negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, von Überbevölkerung und die seitenweise Gegenüberstellung von Sozialismus und Kapitalismus.

Fazit: Für alle Fans von Schnoy sicherlich ein Muss. Das Cover ist lustig und schließt sich thematisch an das Buch „Von Napoleon lernen….“ an. Wem das also gefallen hat – nur zu! Für alle anderen gilt es abzuwägen, was man erwartet. Geschichtliche Tatsachen werden nur erwähnt, wenn man sie lustig in einen modernen Bezug bringen kann. Lauthals oder permanent lachen ist ebenfalls nicht angesagt, allenfalls schmunzeln. Wer politisch interessiert und eher links eingestellt ist, wer es flapsig-respektlos mag und das Ganze ansonsten nicht allzu ernst nimmt, ist hier goldrichtig. Ich fand einige Zitate und Anekdoten durchaus humorig, gegen Ende wurde es mir aber leider zu langatmig.