Irgendwie nett ...

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mammutkeks Avatar

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... aber wenn nett die kleine Schwester von ... ist, dann ist das nicht gerade ein Kompliment für dieses Buch. 54, 74, 90 und 2014 wurden die deutschen Kicker Fußballweltmeister und die letzten beiden Turniere stehen im Fokus von Joachim Staat in "Vor der Glotze zum Weltmeister".
Zunächst einmal hat mich das Buch wirklich überrascht, denn es kommt als gebundenes Exemplar daher, mit einem grünen Einband und schmuckem Schutzumschlag. Diesen wiederum ziert ein kleiner Röhrenfernseher, bei dem so mancher Jugendlicher heute sicher nicht einmal mehr weiß, um was es sich dabei handelt. Den Fußball hingegen erkennt man problemlos.
Da das Buch druckfrisch war, war es auch mit der passenden Folie ausgestattet und sogar ein Preisaufkleber hatte sich darauf verirrt. Der hat mich dann wieder in einige Irritation geführt: 19,90 Euro für dieses kleine Bändchen?? Würde ich mein Lebtag nicht bezahlen! Und nach der Lektüre der gerade mal 167 Seiten bleibe ich dabei - viel zu viel Geld für dieses Büchlein! Denn eine gut 30seitige Leseprobe ist ja nicht der Inhalt, den ich bezahlen möchte, sondern ein Goody des Verlages. Oder ist auch dem klar geworden, dass hier wenig Inhalt für viel Geld verkauft werden soll?!
Zum Inhalt ist eigentlich nicht viel zu schreiben: Der Ich-Erzähler, also Joachim Staat, ist sieben Jahre alt, als es zum Endspiel im Wembley-Stadion (1966) kommt - und wird hier mit dem Fußballvirus infiziert. Zudem wächst er im Ruhrpott auf, wo ja die Auswärtsspiele im nächsten Ort stattfinden und mit dem Fahrrad erreichbar sind. Staat schildert - meist auf ganz amüsante Art und Weise - die Zeit zwischen 1966 und dem Turnier in Italien 1990. Bei diesem ist er durch einen Wadenbeinbruch gehandicapt - und beschließt, sein eigenes WM-Studio in der eigenen Wohnung aufzubauen. Noch bevor man etwas von Public Viewing und den diversen Fußballevents gehört hatte, die inzwischen die Turniere prägen. In Kneipen konnte man damals schon zuschauen und sich den nötigen Mut antrinken, aber so private Zusammenkünfte gab es - auch in meiner Erinnerung - eher selten.
Die Spiele werden sehr subjektiv geschildert - wobei dann bei der Zusammenfassung des Halbfinalsiegs im letzten Jahr sicherlich die eigenen Erinnerungen geweckt werden. Wer erinnert sich nicht gerne, wo und wie er das 7:1 von Deutschland gegen Brasilien verfolgt hat? Und wie ungläubig man war!
Ja, so richtig schlecht ist dieses Fußballbuch nicht - aber überflüssig und überteuert! Die wenigen Textseiten werden auch noch von ganz- bzw. halbseitigen Grafiken unterbrochen, so dass das Lesevergnügen gerade mal zwei bis drei Stunden andauert. Und das ist dann doch sehr wenig.