Der ideale Milchkaffee und der Sinn des Lebens

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Boris Moser leitet die „Agentur für verworfene Ideen“. Zufällig schneit Rebecca, von der Moser sofort fasziniert ist, in sein Büro. Es entwickelt sich ein Gespräch und in dessen Verlauf erzählt er ihr von seinem Agenturkonzept und auch den Anfang eines verworfenen Romans, der eine ganz eigene Dynamik entwickelt.
Der Roman spielt in der heutigen Zeit irgendwo in Deutschland.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, aber es ist schwierig, eine Rezension zu schreiben, denn es geht darin mehr um Gedanken und Einstellungen zum Leben als um eine ganz konkrete Handlung, die man nacherzählen könnte.
Es waren auch gerade diese kleinen Gedanken, die mich so angesprochen und fasziniert haben. Egal ob es um den perfekten Milchkaffee, den Unterschied des Reisens mit Koffer oder Rucksack, die ideale Teezubereitung oder die Erlebnisse bei der Suche nach dem Sinn des Lebens geht – jeder dieser Gedanken ist wunderbar beschrieben. Das Buch regt an, selbst weiter zu forschen, seine eigenen Gedanken zu diesen Themen zu formulieren und für sich deutlich zu machen. Mehr kann man von einem Buch wohl nicht verlangen und Jakob Hein, von dem ich sonst noch kein anderes Buch gelesen habe, erfüllt diesen Anspruch vollkommen.
Auch kommt der Humor nicht zu kurz, und das ist für mich ebenfalls ein wichtiges Kritierium: der Schlagabtausch an Anfang zwischen Boris und Rebecca brachte mich mehrfach zum Lachen.
Positiv will ich auch noch die Vielschichtigkeit der Erzählweise hervorheben. Die Geschehnisse in der „Agentur der verworfenen Ideen“ sind der Rahmen für die Erzählung eines Romananfangs, in dem eine Frau von ihrem Arbeitgeber einen Romananfang diktiert bekommt, den sie aufschreiben soll. Und in diesem diktierten Romananfang geht es um Heiner, der auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Zu Beginn war diese Schachtelung etwas irritierend, aber als ich die unterschiedlichen Ebenen auseinandersortiert hatte, gefiel sie mir immer besser.

Ich möchte dieses Buch jedem empfehlen!