Skurril und doch philsophisch

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zabou1964 Avatar

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Dieser Roman von Jakob Hein besteht eigentlich aus drei Geschichten, die ineinander verschachtelt sind. Den äußeren Rahmen bildet die Erzählung über Boris, der eine Agentur für verworfene Ideen gegründet hat. Er sitzt in seinem Laden Tag für Tag alleine und philosophiert vor sich hin, bis eines Tages die bildschöne Rebecca vor seinem Schreibtisch auftaucht und sich in sein Leben mischt.

Ihr erzählt er von einem Romananfang, in dem die junge Sophia auf der Straße zusammenbricht und vom Notarzt Sebastian gerettet wird. Als der nachts an ihrem Bett sitzt, erzählt sie ihm im Koma liegend per Gedankenübertragung von ihrem Leben und ihrer Gabe, die Wünsche aller Menschen erkennen zu können und dem Zwang, diese auch erfüllen zu müssen.

Den inneren Kern des Romans bildet dann die Geschichte von Heiner, der nach dem Sinn des Lebens sucht und von Wolf zu einer ungewöhnlichen Handlung verführt wird.

Jakob Hein versteht es auf grandiose Weise, die deutsche Sprache für seine skurrilen und doch philosophischen Geschichten zu gebrauchen. Es gibt in dem Buch Abhandlungen über das Zubereiten von Tee und Milchschaum oder über den Sinn des Reisens. Als ich das las, habe ich mich gefragt, ob das jemanden interessiert. Aber es ist mir jetzt noch gut im Gedächtnis, also hat es mich wohl bewegt und ich denke immer wieder daran.

Der Autor bringt immer wieder Nebenfiguren ins Geschehen, die eigentlich keine Bedeutung für die Geschichten, mich aber dennoch berührt haben. Da gibt es z.B. Iris, die gerne eine Freundin hätte, der sie all ihre Sorgen anvertrauen könnte. Oder der blinde Autor, der Sophia seinen Roman diktiert und dabei über seine Situation erzählt.

Die zentrale Geschichte, in der Heiner sich mit dem Sinn des Lebens beschäftigt, hat mich am meisten zum Nachdenken gebracht. Irgendwie sind wir immer unzufrieden und wenn wir bekommen, was wir uns so sehnlich gewünscht haben, dann ist es uns auch wieder nicht recht.

Dies war mein erstes Buch von Jakob Hein, aber ich habe mir heute schon „Herr Jensen steigt aus“ besorgt. Die restlichen Bücher des Autors stehen schon auf meiner Wunschliste.

Fazit: Obwohl dies kein Aufsehen erregender Roman mit enorm viel Handlung ist, hat er mich tief bewegt mit seiner außergewöhnlichen Sprache und zum Nachdenken gebracht.