Viel Atmosphäre, wenig Handlung

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tintenteufel Avatar

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Nach vielen Jahren kehrt Leutnant Valeria Ravelli in ihre alte Heimat, das kleine Bergdorf in den Schweizer Alpen, zurück, um die dortige Polizei bei der Suche nach einem jungen Mädchen zu unterstützen. Damit taucht sie zugleich in die Schatten ihrer eigenen Vergangenheit ein, an welche sie jede Erinnerung sorgsam verdrängt hat.
Den Leser erwartet eine düstere Geschichte voll atmosphärischer Dichte und dunkler Ahnungen. Nur ganz langsam lichtet sich das Dunkel, erste Zusammenhänge werden erkennbar. Dies ist die Stärke und zugleich die Schwäche des Buches: Es fängt die unheimliche Atmosphäre dieses abgelegenen Bergdorfes in detaillierten Beschreibungen und Bildern sehr gut ein und nimmt den Leser gefangen. Doch streckenweise droht die Dichte zu einem Dickicht zu werden, in dem sich der Leser verfängt und den Faden zu verlieren droht. Dies mag als Analogie zur Situation der Protagonistin willkommenes Stilmittel sein, stört aber den Lesefluss.
Mir persönlich wäre etwas weniger Atmosphäre und etwas mehr Handlung lieber gewesen. Und anstelle der beständig wiederkehrenden Schilderungen von Nebel und Düsternis der Umgebung hätte ich mir mehr Einblicke in die Psyche von Valeria Ravelli gewünscht, der ich die erfolgreiche komplette Verdrängung ihres Traumas in der Fremde nicht glauben kann.