Loel Zwecker - Was bisher geschah

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Wem ist es noch nicht so ergangen, dass man irgendwo unverhofft mit der Frage konfrontiert wird, was vor der eigenen Existenz auf diesem Planeten geschehen ist und was wohl danach kommt. Beim Autor ist dies der Fall, als er rund 200 Kilometer westlich von Windhuk in Namibia in der Nähe des Berges Spitzkoppe mit ein paar Freunden zeltet und gegen Abend etwas abseits von den anderen auf einen Felsen sitzt. Die Sonne versinkt und er stellt sich vor, wie genau hier „vor langer Zeit Buschmänner als Jäger und Sammler gelebt haben. Wie sie vielleicht tags in der Hitze nach Wurzeln suchten und abends mit dürren Sträuchern Feuer machten, zusammenrückten, um einander zu wärmen“.

Einige Jahre später erinnert sich der Autor an sein Erlebnis, als er plant, eine kleine Weltgeschichte zu schreiben. Er befragt einige Leute in seinem Freundes- und Bekanntenkreis „Wann hast du dich zum ersten Mal als Teil der Geschichte gefühlt?“, wobei dies Gefühl sich nicht auf ein Ereignis von historischer Tragweite beziehen muss, sondern auf das eigene Empfinden bezogen sein soll. Die Antworten reichen von persönlichen Erlebnissen wie der Geburt des Kindes bis hin zu fest in der Geschichte verankerten Ereignissen wie der Ermordung John F. Kennedys oder dem Fall der Berliner Mauer.

 

Dem Autor ist bewusst, dass man unmöglich in einem einzigen kleinen Buch die gesamte Geschichte der Menschheit aufzeichnen kann, er trifft eine Auswahl der Ereignisse, die ihm erzählenswert erscheinen, um das Verständnis der Menschheitsgeschichte zu erleichtern.

 

Soweit zur Einführung, ab hier geht es mit dem eigentlichen Buch los. Und das liest sich furios, selbst bekannte Tatsachen sind so amüsant geschildert, dass man schmunzelt und begierig weiterliest. Das Buch ist ein Schnelldurchlauf durch die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten, dessen roter Faden immer wieder gekonnt durch Zeitsprünge aufgelockert wird. Allein schon ein Satz wie dieser zeigt, wie unterhaltsam ohne von der Wahrheit abzuweichen Geschichte geschildert werden kann: „Da der Mensch seit dem _Homo rudolfensis_ geschlagene 2,5 Millionen Jahre vor allem mit Steinwerkzeugen

hantiert, ist die Steinzeit die mit Abstand längste Epoche seiner Geschichte“.

Auch der Homo sapiens wird lebendig geschildert: „Der Frühmensch lernt Feuer zu machen. Da er sich beim Jagen zunehmend geschickt anstellt, hat er ab ungefähr 40000 v. Chr. Zeit, Schmuck aus Muscheln zu fertigen, Flöten aus Mammutzähnen, Plastiken aus Knochen und Stein und schließlich Höhlenmalereien“.

 

Ob Entstehung von Monotheismus, Schrift oder Schiffsbau - alles wird lebendig und mit einem Augenzwinkern geschildert. Der Sprung von ersten Kritzeleien an Höhlenwänden über die Aufzeichnungen ägyptischer Schreiber hin zur New Yorker Graffiti innerhalb weniger Seiten ist rasant, unterhaltsam und nachvollziehbar.

Ja, so muss Geschichte geschrieben werden, Geschichte darf nicht trocken, sie muss lebendig präsentiert werden und das ist dem Autor hervorragend gelungen!

Ein tolles Buch, dass man vermutlich umso mehr zu schätzen weiß, je besser die eigenen Geschichtskenntnisse sind, weil man dann so richtig würdigen kann, wie genial der Autor die „trockenen Fakten“ zu diesem unterhaltsamen Buch verknüpft hat. Ich würde mich unglaublich darüber freuen, dieses Buch vorablesen zu dürfen!

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_Entweder man lebt, oder man ist konsequent. (Erich Kästner)_