Geschichtsklitterung?

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Der Kunsthistoriker Loel Zwecker hat auf 384 Seiten versucht, die Weltgeschichte von 5000 Jahren in unterhaltsamer Form zu präsentieren.Das wären 13 Jahre pro Seite. Geht das überhaupt?

 

Er hat das Buch in 15 Kapitel gegliedert und schon beim ersten Kapitel über die Entwicklung der Schrift fühle ich mich mit einem Wust an Informationen überschüttet.

Zwecker gibt sich große Mühe, die Informationen leicht und unterhaltsam zu gestalten, immer wieder werden Bezüge zur Gegenwart gesucht. Schwerpunkt sind geschichtliche Fixpunkte, aber auch bekannte Ereignisse aus Literatur, bildender Kunst und Musik der jeweiligen Epoche werden genannt.

 

Ich werde während der Lektüre den Eindruck nicht los,

dass eine gefällige Lektüre immer auf Kosten der Seriosität und Wahrheit gehen muss.

Ich habe das Gefühl, mich vor Geschichtsklitterung hüten zu müssen.

Zu locker flaniert man durch 5000 Jahre.

 

Ein Buch, das auf einer noch erträglichen Seitenzahl so viele Fakten zusammentragen will,

muss auf jeden Fall alles Unnötige vermeiden. Da fallen schwere Patzer auf.

Um mal ein Beispiel zu nennen:die Erwähnung von Hape Kerkeling im Zusammenhang mit dem Jakobsweg.

Überflüssig!

Der Kunsthistoriker Zwecker scheint nicht viel von Musik zu verstehen.

Anders kann ich mir nicht erklären, warum so viele Popmusiker genannt werden,

aber wirklich erwähnenswerte Namen wie Strawinsky, Schönberg, Lutoslawski sucht man vergebens.

Dadurch zweifele ich an der gesamten Zusammenstellung!

 

Bei einem Buch, das man  immer mal wieder rausnehmen soll, um darin zu lesen,

hätte ein Hardcovereinband durchaus seine Berechtigung.

Der geribbelte Papiereinband liegt gut in der Hand.

Der weiße Hintergrund wird schnell verschmutzen und das Buch unansehnlich werden lassen

Das Titelbild gefällt mir überhaupt nicht, ungelenk wurde ein Schrank gezeichnet, aus offenen Schubladen

entfleuchen Sprechblasen mit Konterfeis diverser bekannter Leute. Das finde ich einfach nur hässlich.

Der Titel ist witzig, es gibt schon einige andere Themenbücher, die sich ebenfalls dieses Titels bedienen.

 

Nachdem ich dem Buch zunächst wohlwollend gegenüberstand, änderte sich im Laufe der Lektüre meine Einstellung.

Zu unüberlegt scheinen mir Dinge weggelassen  und dafür andere Sachen ungerechtfertigterweise zur Bedeutung erhoben zu werden.

Vielleicht weiß man durch halbes Wissen noch weniger, als wenn man gar nichts weiß.

Wenigstens bildet man sich dann ja nicht ein, was zu wissen.

 

Das Dümmste aber las ich auf der letzten Seite.

Allen Ernstes erhofft sich Herr Zwecker von einer Zunahme der Frauen in Chefetagen eine friedlichere Welt.

Dieser Optimismus ist doch wohl schon lange widerlegt.

Die derzeitige deutsche Regierung läßt eine solche Hoffnung m.E.jedenfalls nicht zu.......