Berührende Geschichte, die zum Nachdenken anregt!

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frankl91 Avatar

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Der Roman von Charlotte Roth ist einer der emotionalsten und rührendsten den ich gelesen haben. Obwohl die Geschichte recht gewöhnlich in einer Mensa beginnt, kommt der Wendepunkt wenige Seiten später und die Spannung bzw. der Trieb weiterzulesen, wächst.

Die Geschichte basiert auf zwei abwechselnden Zeitebenen. Die Beschreibungen des Lebens der Mutter, Gundi, finden im Zeitraum von 1927-1945 statt. Die Erlebnisse der Tochter, Gundi, passieren im Jahr 1963-1964.
Wanda wird in der Unimensa von einem Mitstudenten zum Nachdenken über die Kriegszeiten und Naziverbrechen gebracht und fängt an eigene Familiengeschichte zu hinterfragen. Da Ihre Mutter aber nie darüber geredet hat und weiterhin nicht reden wollte, geht sie mit Entsetzen davon aus, dass sie zu den Tätern oder mindestens zu den Leuten, die geschwiegen und Naziverbrechen geduldet haben, gehören. Nachdem sie in Deutschland nichts davon erfahren konnte, ist sie nach Danzig, ihr Geburtsort, gereist und da nach der Familienwahrheit zu suchen.

Die Geschichte der Gundi ist viel ausführlicher beschrieben und darin finden sich die Motive der Unbekümmertheit, Glücklichseins, Naivität, Traurigkeit, Liebe, Tod und Krieg. Alles was ein guter Roman beinhalten muss.
Gundi, die bekannt als ein Sonnenschein ist und immer wieder mit ihrer Fröhlichkeit glänzt versucht mit ihren Freunden eine Band zu gründen und berühmt zu werden. Um aber den großen Erfolg erreichen zu können, mussten sie sich mit damals mächtigen Menschen, die Ihnen große Türe öffnen, umgeben. Diese waren von dem nationalsozialistischen Gedankengut überzeugt und versuchten vehement in dem unabhängigen Danzig, Spannungen zwischen Polen und Deutschen zu inszenieren. Gundi bekommt am Anfang nicht viel mit, weil sie sich nur im die Musik kümmert und stellt am Ende mit Entsetzen fest, dass sie ihre Stadt nicht mehr erkennt . Dann muss sich sich mit der Angst und Freundschaft, aber auch der Liebe zu einem polnischen Musiker auseinandersetzten. Das Buch bietet ein unerwartetes Ende und zeigt die Sinnlosigkeit des Krieges, der viele Familien zerstört hat und auch der schweigenden Mehrheit kein Leben danach erlaubt.

Besonders eindrucksvoll fand ich das persönliche Nachwort der Autorin. Hier erklärt sie genau, dass es sich um eine wahre und persönliche Geschichte, hinter der echte Menschen stehen, handelt.
Außerdem stellt sie eine Verbindung zu der heutigen Situation der Flüchtlingen und aktuellen Kriegen dar. Das hat dazu geführt, eigenes Verhalten und Handlungen zu hinterfragen und darüber nachzudenken, was man von der Gundi lernen kann und welche Fehler vermieden werden können. Besonders dann, wenn man das Gefühl hat, dass einen politische Ungerechtigkeit noch nicht betrifft, sollten man sich mit anderen sozialisieren und nicht darauf warten bis es kein Zurück mehr gibt. Die Geschichte macht einem klar, dass man immer achtsam durch das Leben gehen soll und die Anfänge einer barbarischen Zeit verhindert. Denn die Fragen „ Was habt ihr in der Zeit, in der Menschen ertrunken sind und gegen Minderheiten gehetzt wurde, gemacht?“ kann jeden von uns treffen.