Eine deutsch-polnische Familiengeschichte

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amirah Avatar

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Als ich das Buch in den Händen hielt, war mein erster Gedanke, huch, so dünn. Aber das Buch ist nicht dünner als die anderen. Das Papier ist nur wesentlich dünner und man muss ziemlich aufpassen, dass man die Seiten nicht einreist. Das ist nicht schön!

Und der Klappentext mal wieder... Ich bin immer wieder erstaunt, wie die den Inhalt eines Buches doch völlig anders darstellen können.

Auslöser für Gundis Geschichte ist die Nachfrage ihrer Tochter Wanda, was ihre Mutter im Krieg und den Jahren davor gemacht oder auch nicht gemacht hat. Wanda lebt im Berlin der 60er Jahre und in Rückblicken erfährt man Gundulas Weg ... und den einiger anderer Weggefährten.

Die Geschichte dreht sich um Gundula Sonnenschein - so wird Gundi in Zoppot genannt. Gundi, die als Kind, dass nur Glück kennt auf die Welt kommt und bei ihrem heißgeliebten Pop (der Vater ihrer Mutter) aufwächst. Pop ist einmalig. Ein Urgestein in seiner Art und für mich eine der besten Nebenfiguren dieses Buches! Er ahnt und weiß so viel mehr als Gundi bewusst ist.

Gundi wächst im Danzig der 20er Jahre auf. Am Wochenende geht es nach Zoppot - in das Ostseebad Danzigs - und dort zu Tante Karl. Pops Bratkartoffel-Verhältnis (das Wort musste ich erstmal nachschlagen, das kannte ich nicht :ggg - gefällt mir aber ausgesprochen gut :chen ), die eine Pension in Zoppot hat.
In Zoppot lernt Gundi Julius und Erik kennen. Außerdem gibt es noch ihre Halbschwester Lore - und Gundi schafft es, dass Lore mehr als nur eine Halbschwester für sie ist. Die beiden werden zu Schwestern und Freundinnen.

Gundi, Lore, Erik und Julius wollen von ihrer Musik leben. Aber es fehlt der EINE Hit, den sie benötigen, um bekannt zu werden und Engagements zu bekommen. Irgendwann gibt es dieses Lied - aus der Band wird eine Tanzkapelle und die vier werden vom Nazi-Regime gefördert und hofiert. Wie bereits in dem Buch [b]Als der Himmel uns gehörte[/b] wird hier das Nazi-Regime durchaus auch ausgenutzt und zu den eigenen Vorteilen angewandt. Die vier sind die Vorzeigemusiker Danzigs und Zoppots und sind auf allen Fahrten der Wilhelm Gustloff dabei um dort das Publikum zu unterhalten.

Auf der Gustloff lernt Gundi Tadek kennen und verliebt sich ihn und damit beginnt Gundis Geschichte noch turbulenter und verworrener zu werden.

Das Buch hat mich unheimlich gefesselt und auch mitgenommen. Die Art und Weise, wie man, nicht nur mit Juden, sondern auch mit Polen umgegangen ist. Dass das Reich als einziges Wahre zu sehen und nur wer durch und durch Deutsch ist, ist ein richtiger Mensch - das bringt mich nicht nur zum Kopfschütteln, sondern auch immer wieder zum Wütend und Traurig werden. Mit diesem Buch ist es Charlotte Roth gelungen ein Stück deutsch-polnische Geschichte sehr gelungen zu verpacken und den nötigen Spannungsbogen bis zum Schluss zu halten!