gut recherchiert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
larischen Avatar

Von

Berlin, 1963: Wanda lernt an der Universität Andras kennen, der sie dazu bringt sich mit der Vergangenheit ihrer Familie in der NS-Zeit auseinander zu setzen. Für Andras steht die Schuldfrage im Mittelpunkt seines Lebens, er will, dass die Schuldigen ihre Strafe bekommen und nichts unter den Teppich gekehrt wird. Wanda selbst hat sich bisher noch keine Gedanken um die Geschichte ihrer Familie gemacht und beginnt in der Vergangenheit zu stochern.
Ihre Suche führt sie zurück in das vornehme Ostseebad Zoppot, in dem sich vier Freunde einen Traum verwirklichen und als Musiker durchstarten. Bald sind sie auch über die Grenzen Zoppots bekannt und sie werden Stars auf den Kreuzfahrtschiffen des Reiches.
Doch der Krieg macht auch vor den vier Musikern nicht halt und der Traum beginnt zu bröckeln.

Charlotte Roth erzählt in „Wenn wir wieder leben“ ein wichtiges Stück (deutscher) Geschichte. Und insbesondere die besondere Stimmung in Danzig/Zoppot vermittelt sie in diesem Buch auch sehr gut. Ich habe mich wirklich an die Ostsee versetzt gefühlt und hatte ein ganz klares Bild vor Augen.

Das Buch startet mit Wanda und wechselt dann immer zwischen den beiden Ebenen hin und her. Insgesamt würde ich sagen, dass der Teil in Danzig/Zoppot den größten Teil des Romans einnimmt – verständlich, denn hier passiert auch eindeutig am meisten.

Ich bin gut in das Buch reingekommen, denn Charlotte Roths Schreibstil ist sehr eingängig und sie nimmt den Leser von Beginn an mit.
Allerdings lies meine totale Begeisterung vom Anfang relativ schnell nach, da Charlotte Roth mich leider nicht wirklich emotional berührte. Ich konnte mich nicht wirklich mit den Protagonisten identifizieren und kam mir wirklich vor, wie ein ganz weit außenstehender Beobachter. Mir hat auch ein wenig die Verbindung zwischen den beiden Ebenen gefehlt. Für mich war insbesondere nicht wirklich nachvollziehbar, was Wanda nun über ihre Familie erfährt, beziehungsweise wie sie das alles miteinander verknüpfen konnte.
Ich hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass die Autorin einfach viel zu viel in die Geschichte eingebaut hat, sodass man als Leser etwas überfordert war und auf Distanz gehalten wurde. Das Buch sieht zwar sehr unscheinbar aus, hat aber tatsächlich fast 600 (Bibel)Seiten.

„Wenn wir wieder leben“ ist als persönlichster Roman von Charlotte Roth beschrieben, leider konnte er mich dennoch nicht wirklich überzeugen, da es mich einfach nicht richtig „gepackt“ hat.
Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen sehr gut recherchierten und sprachlich angenehmen historischen Roman, ich würde daher durchaus empfehlen, sich mal mit dem Buch auseinander zu setzen – vielleicht kann es andere Leser ja mehr begeistern.