Roman mit viel Flair aus dem alten Danzig & Zopott

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corsicana Avatar

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Wanda wächst im Nachkriegs-Berlin in einem reinen Frauen-Haushalt auf. Der Vater ist im Krieg geblieben - und über ihn wird auch nicht gesprochen. Das Geld verdient Lore, die Schwester der Mutter. Und "Matti", die Mutter, kümmert sich liebevoll um Wanda und ihre beiden Schwestern.

Als Wanda in den 60er Jahren in Berlin studiert, lernt sie Andras kennen, Sohn jüdischer Eltern. Und er stellt die Frage nach der Vergangenheit, nach der Schuld. "Davon, dass wir es totschweigen, geht es nicht weg. Es geht überhaupt nicht weg. Es ist immer da, in allem, was wir tun" (S. 39). Und so stellt Wanda die Frage, was die Eltern in der Nazizeit gemacht haben. Und diese Frage hat dramatische Folgen. Und wird Wanda bis nach Danzig und Zoppot führen, an ihren Geburtsort.

Dies ist die eine Erzähl-Ebene des Buches. Die andere beginnt im Danzig und Zoppot der 30er Jahre. Gundi und Ihre drei Freunde sind unzertrennlich und genießen die Sonntage am Strand von Zoppot, das damals ein mondänes Seebad war. Die Lebensumstände der Freunde sind zwar alles andere als mondän - aber sie sind glücklich. mit ihrer Freundschaft und mit ihrer Musik. Die vier bilden ein Quartett und hin und wieder treten sie auf. Im berühmten Grandhotel würden sie sehr gerne einmal auftreten und etwas abbekommen vom Glanz. Aber dafür brauchen Sie ein Lied. Ein gutes Lied, das sie berühmt macht. Aber Gundi kann das Lied nicht schreiben - zunächst nicht. Aber dann geht es doch..... und so wird eine Kette von Ereignissen und Abhängigkeiten in Bewegung gesetzt, die sowohl einen berühmten Nazi als auch polnische Freunde betreffen und die das Leben der Freunde langfristig beeinflussen werden.

Und dann kommt der Krieg....

Ich habe mir die Lektüre des Buches extra für meinen Urlaub in Polen aufgehoben. Und es hat mich sehr berührt, das Buch am Strand von Zoppot und in der Altstadt von Danzig zu lesen.

Danzig wurde im Krieg zu fast 90% zerstört - und ist inzwischen wieder sehr schön restauriert worden. Man kann durch die Gassen schlendern und sich vorstellen, wie es damals war. Danzig verleugnet weder seine deutsche noch seine polnische Vergangenheit und Gegenwart. Zoppot wurde im Krieg kaum zerstört und die schönen alten Häuser wurden renoviert. So kann man dort heute wieder das Grand Hotel bewundern und den Strand genießen. Und den berühmten "Blauen Pudel" (eine Kneipe) gibt es auch. Die kommt im Buch auch vor (wobei es die Kneipe lt. Autorin im alten Zoppot noch gar nicht gab... aber das macht nix).

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. So sehr hat mich die Geschichte berührt. Und am Ende gab es noch eine unerwartete Wendung, die mich sehr überrascht hat.

Von meiner Seite also eine unbedingte Leseempfehlung!