In Ägypten auf Spurensuche

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jericothoem Avatar

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Dieses Buch ist unglaublich! Zunächst einmal sieht es so edel und schön aus, mit den Goldelementen im Cover und dem Farbschnitt. Und dann der Inhalt, die Geschichte! Ich wollte immer weiter lesen, nicht einmal habe ich das Buch zugeklappt und diese Geschichte einfach vergessen. In einem durchlesen würde ich trotzdem nicht empfehlen, es gibt im Verlauf immer wieder Stellen, an denen eine Pause gut passt und die vielen Aspekte der Geschichte brauchen auch ein wenig Zeit. Zumal es über fünfhundert Seiten sind.

Unsere Hauptprotagonistin ist Inez, eine neugierige, tatkräftige, entschlossene junge Frau aus Argentinien. Nach der Nachricht vom Tod ihrer Eltern reist sie ihnen nach Ägypten hinterher. Dort ist sie zunächst alles andere als willkommen, will sie doch der Bedienstete ihres Onkel, ein Mr. Hayes, sofort wieder zurück schicken...

Das Buch hat eine witzige, kurzweilige Seite, insbesondere in der Beziehung zwischen Inez und Whit. Gleichzeitig ist der Tonfall der Beschreibungen im Buch warm und aufrichtig und, ja, fast schon weise. Die Charaktere haben alle eine Tiefe, die mitschwingt, auch, wenn sie nicht immer ausgeführt oder erst langsam erkundet wird. Aus der Erzählperspektive von Inez spricht eine aufmerksame Beobachtung. Mir gefällt es, wie ihre Art sich einzubringen facettenreich dargestellt wird. Natürlich beeindruckt mich Inez Stärke, Neugier, Waghalsigkeit. Genauso beeindruckend lerne ich aber zb Isadora kennen. Die beiden sind eben kein Widerspruch, sondern zwei Frauen auf ähnlichen Wegen in unterschiedlicher Gestalt.

Die kurzen Einschübe aus Whits Perspektive finde ich gut gewählt, ohne sie wäre die Dynamik zwischen ihm und Inez doch etwas undurchsichtig und einseitig. So sorgen sie dafür, dass ich in der Beziehung der beiden mitfiebere.

Die Spinnenwebenartige Entfaltung der Geheimnisse der Erzählung ist zu Beginn nicht so direkt spannend, wie es andere Geschichten sind, nimmt mich aber schnell sehr für sich ein und dann doch ordentlich Fahrt auf. Der Fantasy-Aspekt ist dabei unaufdringlich in den historischen Kontext eingewoben und insgesamt nicht dominant.
Lange bleibt das Rätsel, was Inez zu lösen versucht, eher bruchstückhaft und unkonkret. Sie lässt sich von ihren Gefühlen leiten ohne dabei ihren Verstand auszuschalten und die Fragen tauchen dadurch fast von selbst auf. Insgesamt fühlt sich die Geschichte beim Lesen für mich eher Charakter- und Setting-geleitet an, als das der Plot im Vordergrund stünde. Denn da sind die Beschreibungen Ägyptens die das Land aus den Buchseiten heraus entstehen lassen. Und da sind die Charaktere mit ihren verworrenen Gefühlen, Erfahrungen, Wünschen. Ich kann mich einfach in die Geschichte fallen lassen, mit Inez miterleben.

Die Geschichte stellt immer wieder mein Vertrauen in die Charaktere in Frage und je weiter es voran geht, umso spannender wird es alles. Das Ende passt sehr gut und zeigt deutlich wie und wohin sich die Geschichte entwickelt. Der Aufbau als Dilogie passt für mich, ich freue mich schon auf Band 2.


Hinweis zur Sensorik: soft-touch Cover
Hinweis zur Gestaltung: Grafiken und Schriftartenwechsel ("Handschrift"-Arten)