Kristin Hannah, Wie Blüten im Wind

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
straßenprinzessin Avatar

Von

 

Blumen können nicht blühen ohne die Wärme der Sonne.

Menschen können nicht Mensch werden ohne die Wärme der Freundschaft.

Genau diesen Gedanken von Phil Bosmans hatte ich beim lesen von K. Hannahs neustem Roman „Wie Blüten im Wind“ bekommen.

Aber erst einmal zum Cover, welches im ersten Moment sehr Schlicht wirkt und erst auf dem zweiten Blick einige Feinheiten aufweist. Der Name der Autorin sowie der Titel liegen links mittig und sind ganz zart erhöht. Dabei ist der Titel orangefarben und der Autorenname weiß. Rechts ist vom Schulterblatt aufwärts eine junge Frau, nur von hinten, zu sehen. Um sie herum fallen Kirschblüten, die unter anderem für innere Stärke stehen und super zur Geschichte passen. Der Hintergrund ist komplett grün und erst beim genaueren Hinsehen erkennt man eine Wiese und einen alten Blattlosen Baum. Und wieder einmal passt dieser Teil vom Cover super zur Geschichte, denn auf Seite 16 wurde Lexis Zukunft wie folgt geschildert : „Sie starrte aus dem Fenster auf ihre neue Heimat. Sie wirkte abenteuerlich, grün und düster, selbst am helllichten Tag.“ Bei dieser Beschreibung musste ich sofort ans Cover denken, denn auch das junge Mädchen starrt in eine grüne und düstere Richtung.

Auf der Rückseite ist eine kurze aber passende Inhaltsangabe sowie ein nettes Kommentar von S. E. Phillips zu lesen.

Beginnen tut die Geschichte mit einem kurzen Prolog, der sich im Jahr 2010 abspielt. Zuerst dachte ich das es Lexi ist, die an der Stelle der einst so Schicksalhaften Nacht steht, doch nun denke ich eher, dass es Jude ist, die dort steht und sich erinnert.

Weiter geht es mit Teil eins, der zu Beginn ein passendes Zitat, von Dante aus Inferno ,als Einleitung trägt. Mit dem ersten Kapitel befindet man sich im Jahr 2000, als Lexi, die Protagonistin, noch 14 Jahre alt ist. Für sie beginnt nach vielen anstrengenden Jahren ein neues Leben. Ihre Suchtkranke Mutter ist verstorben und statt zu einer neuen Pflegefamilie zu kommen, wird sie von ihrer Großtante Eva, die in einer völlig anderen Stadt wohnt, aufgenommen. Dort angekommen muss sie natürlich auf eine neue Schule gehen, auf der sie ihre beste Freundin Mia und ihren beliebten Zwillingsbruder Zach kennenlernt. Mia ist eine Außenseiterin und hatte bis zu Lexis erscheinen keine oder nur falsche Freunde. Die Mädchen verbindet eine ehrliche, treue und beständige Freundschaft, die in der verhängnisvollen Nacht 2004, als Mia durch einen Autounfall, mit nur 18 Jahren, ums Leben kam, plötzlich und schmerzhaft endete. Von da an hat sich das Leben von Lexi und Zach von Grund auf geändert und den beiden besteht ein noch komplizierteres und schweres Leben bevor, als es einem jungen Erwachsenen, der selbstständig werden muss, eh schon bevor steht.

Lexi, die man von ihrem 14. Lebensjahr bis zu ihrem 24. Lebensjahr begleitet ist eine sehr sympathische und liebenswerte Figur. Es ist schön zu sehen, wie sie von einem verschlossenen und misstrauischen Mädchen zu einer mutigen und aufrichtigen Freundin wird. Sie hat, obwohl sie aus einem völlig gegensätzlichen Umfeld kommt, sehr viele Gemeinsamkeiten mit Mia und stellt ihre Freundschaft mit ihr höher als ihre eigenen Wünsche. So zum Beispiel lässt sie lange die Liebe von und zu Zach nicht zu und auch später ist sie immer als erstes um Mia besorgt.

Mia, die aus einem sehr behütetem und relativ wohlhabenden Haus kommt, ist einsam, schüchtern und, im völligen Gegensatz zu ihrem Zwillingsbruder, unbeliebt. Um so mehr freut es einem, dass das einst ängstliche Mädchen endlich durch Lexi eine Freundin gefunden hat, die es ernst mit ihr meint und ihr den fehlenden Funken Selbstbewusstsein gibt. Dennoch kann Mia nicht komplett aus ihrer Haut und ist auch noch Jahre später von der Freundschaft von Lexi, aber vor allem von dem Rückhalt von ihrem Bruder Zach abhängig.

Jude, die unerwartet auch eine große Rolle spielt, ist zu Anfang eine absolute Über – Mutter. Sie ist liebevoll und herzlich zu ihren Kindern. Auf der anderen Seite ist sie aber auch wegen jeder Kleinigkeit besorgt und mischt sich, wenn es z.B. um die Zukunft geht, stark in das Leben ihrer Kinder ein, fast schon bestimmend statt beratend und unterstützend. Dennoch war sie mir am Anfang sympathisch, was sich leider ab dem Unfall ein wenig änderte. Natürlich versteh ich, soweit das möglich ist, das es tragisch und unglaublich schwer für eine Mutter ist, ihr eigenes Kind zu verlieren und das es vllt. einfacher ist die Wut gegen jemanden zu richten, der, der vermeintlich Schuldige ist. Dennoch ist das ganze in, Bösartigkeit möchte ich es nicht nennen – das wäre auch nicht fair, aber doch zumindest in blinde Wut umgeschlagen. Sie hat nicht einmal versucht sich beide Seiten anzuhören und zu verstehen und ist somit von einer liebenden Mutter zu einer zornigen und unglaublich traurigen Frau geworden. Gerne hätte ich sie mal geschüttelt und gefragt ob sie weiß, was sie da tut ?.

Es gibt noch eine weitere, sehr liebenswerte und wichtige Person, mit der man jede Menge Mitgefühl hat, die jedoch in ihrer Position ungenannt bleibt um nichts vorweg zu nehmen.

Der Schreibstil ist leicht und dadurch ist die Geschichte flüssig zu lesen. In den Sätzen stecken jede Menge Emotionen, die einen, neben den Detail- und bildreichen Beschreibungen, verleiteten immer weiter und weiter zu lesen. Auch wird für niemanden Partei ergriffen und somit muss der Leser für sich selbst entscheiden auf welche und ob er sich überhaupt auf eine Seite schlägt.

Ich habe versucht für beide Seiten Verständnis zu haben, was mir bei Jude schwerer viel durch ihr hartes und teilweise ungerechtes Verhalten, dennoch konnte ich ihre Beweggründe verstehen, wenn auch nicht teilen.

Die Zeit in der Handlung vergeht rasend schnell, mal springt man von Tag zu Tag und ein anderes mal von Monat zu Monat, ja, stellenweise sogar von Jahr zu Jahr. Meiner Meinung nach wird die Geschichte somit noch einmal authentischer, denn manche Vorgänge haben und brauchen ihre Zeit.

Des Weiteren fand ich, das es trotz den ein oder anderen Gefühlsmomenten zu keiner Zeit zu kitschig oder zu Überzogen wirkte. Ebenfalls schön sind die Kirschblüten bei jedem Kapitelanfang, so hatte man immer noch einmal das passende Cover im Hinterkopf.

Fazit: Die Geschichte ist wundervoll, auch wenn ich deren Verlauf, ehrlich gesagt, etwas anders erwartet habe, und es absolut Wert gelesen zu werden ! Ich muss und werde mir unbedingt noch weitere Bücher von Kristin Hannah besorgen.