Lexi kämpft um ihr Leben

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Zum Inhalt:
Die 14-jährige Lexi kannte bisher nur eines: Sie hat nirgends ein bleibendes Zuhause und wird andauernd von Pflegeeltern zu Pflegeeltern weitergeschoben. Doch jetzt wird eine entfernte Tante gefunden und Lexi kann es kaum glauben, dass sie doch nicht ganz alleine auf der Welt ist und jetzt auch eine Familie hat. Und sie trifft es gut bei ihrer gefundenen Tante Eva. Kaum auf der neuen Schule, lernt Lexi das Mädchen Mia kennen und die beiden werden zu dicken Freundinnen. Mit ihrem ehrlichen, offenen Wesen wird Lexi sofort von Mias Familie herzlich aufgenommen. Alsbald verbinden sie nicht nur mit Mia dicke Freundschaftsbande, sondern auch, vorerst mit etwas Abstand, eine freundschaftliche Beziehung zu Mias Bruder Zach. Aus dieser wird im Verlaufe der Zeit dann auch mehr. Nachdem Mia bei einem Autounfall ums Leben kommt, verlagert sich die Geschichte stark auf die Mutter von Mia, welche durch den Tod ihrer Tochter ihre ganze Fassung verliert. Die Geschichte nimmt einen tragischen weiteren Verlauf.

Mein Eindruck:
Das erste gute Drittel des Buches war für mich sehr gut zu lesen. Man war mit Lexi in engem Kontakt und erlebte zusammen mit ihr die ersten Schritte in einem für sie bisher unbekannten und umsorgten Umfeld kennen. Bis hieher konnte ich einigermassen entspannt die Lektüre geniessen und mich am Aufblühen des jungen, durch eine harte Kindheit geprägte Lexi, erfreuen.
Nach dem schweren Unfall mit dem Tode von Mia wird der Charakter des ganzen weiteren Geschichtsverlaufes aber ganz stark verändert. Hier wechselt einerseits das Zentrum des Geschehens von Lexi hinüber zu Jude, der Mutter von Mia, und andererseits wird die völlig haltlos werdende Jude gegenüber Lexi zur Antagonistin.
Mit dieser Entwicklung, die für mich eine ganz starke Veränderung im Leseempfinden verursacht hat, hatte ich einige Mühe. Ein solch verschärfendes und thematisch umgelagertes Beziehungsumfeld hatte meine Lesefreude über eine junge Frau auf ihrem Weg in die Welt, stark abklingen lassen. Nun wurde die Geschichte zu einem schweren, problemvollen Geschehen in der Lexi wehrlos in den Abgrund gedrängt wurde.
Eine solche Veränderung im Geschehen ist natürlich nicht ungewöhnlich und macht hier auch einen wesentlichen Teil zu einer gehaltvollen Geschichte aus. Was für mich jedoch ein klarer Dämpfer in der Buchbewertung verursacht, ist das Verhalten und agieren von Jude. Hier hat meiner Meinung nach die Autorin für den durch den Tod ihrer Tochter ausgelösten, umgewandelten Charakter von Jude im Übermass zu tief in die Psyche und das damit zusammenhängende Verhalten gegriffen. Bei allem Verständnis für den Aufbau und die Erhaltung der Dramatik im Geschichtsverlauf ist es hier wenig realistisch, dass durch den eigentlich sehr fürsorglichen Ehemann Miles kaum was unternommen wurde, um die völlig weggetretene Jude mit professioneller Hilfe aus der völligen Auflösung herauszuführen. Somit agiert Jude selbst 15 Jahre nach dem Tode ihrer Tochter noch immer völlig weggetreten und unüberlegt. Dass mit dem Wiedererscheinen von Lexi im Familienumfeld dann aber durch geringste Aussagen und Geschehnisse sich plötzlich das Denken und Handeln Jude’s massiv verändert, ist für mich dann ebenfalls oft nicht so wirklich nachvollziehbar gewesen.

Fazit:
Das Buch ist klar keine Entspannungsgeschichte, sondern wirft in seinem Verlauf klassische Probleme auf über die Verhaltensweise von Personen und Institutionen, wenn diese durch ein tragisches Vorkommen unter starken Druck und die Meinungsmache der Medien geraten. Wer ein Buch vor dem Hintergrund unserer Gesellschaft mit all ihren fehlerhaften Verhaltensweisen anspricht, ist damit gut bedient. Für mich war dabei aber die Figur von Jude klar überzeichnet und entspricht damit für mich als einziger Punkt nicht wirklich den realen Gegebenheiten in unserer heutigen Gesellschaft. Die 4 Sterne hat das Buch nur ganz knapp erreicht.