Und täglich grüßt das Murmeltier...

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Aufmachung:

Das Cover ist in Grüntönen gehalten, darauf eine Frau mit hochgebundenen Haaren und rosa Blüten, die auf sie regnen.
Mit der Geschichte hat das Cover und der deutsche Titel wenig zu tun. Da finde ich den Original-Titel „Night Road“ viel treffender.

Die Geschichte:

Lexi, deren Mutter immer wieder in die Drogensucht abrutscht, wird von einer Pflegefamilie zur nächsten geschoben. Bis ihre Tante Eva von ihrem Schicksal erfährt und sie zu sich nimmt.
Damit beginnt das Buch. Bereits am ersten Schultag verliebt sie sich in Zach, später an diesem Tag lernt sie die Aussenseiterin Mia kennen und die beiden so unterschiedlichen Mädchen werden zu besten Freundinnen. Doch Mia ist Zachs Zwillingsschwester und damit ist er tabu für Lexi.
Die Jahre vergehen und eines Abends wird aus den beiden doch ein Paar, von da an sind die drei unzertrennlich.
Doch das Abschlussjahr mit seinen Partys zerschlägt die Runde auf grausame Weise...

SPOILERWARNUNG!
Was im Klappentext bereits verraten wird, passiert ca. nach einem Drittel des Buches. Dadurch habe ich 180 Seiten lang nur auf das Unglück gewartet. Der Unfall verändert alles, Mia ist tot, Lexi im Gefängnis, schwanger von Zach. Sie will ihrem Kind das Schicksal ersparen, dass sie selbst erleiden musste. Daher gibt sie ihre kleine Tochter Grace gleich nach der Geburt Zach, in der Hoffnung, dass sie in seiner Familie ebenso herzlich aufgenommen wird wie sie damals.
Doch Zachs Mutter Jude kann den Schicksalsschlag nicht verarbeiten und unterdrückt ihre Liebe zu Grace, die dadurch Angst vor ihr hat...


Wie es mir dabei ging:

Die ist das zweite Buch von Kristin Hannah, das ich gelesen habe und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, ich hätte das selbe Buch nochmals gelesen.
Wie in „Das Geheimnis der Schwestern“ sind die Figuren sehr eindimensional und klischeehaft gezeichnet. Es gibt nur schwarz und weiß, keine Grauschattierungen.
Auch die Handlung ist aus der selben Schublade:
Die Liebe schlägt ein wie ein Blitz und ist für immer und ewig, bis durch widrige Umstände einer der Liebenden im Gefängnis landet. Dort verwehrt er jeden Kontakt zum jeweils anderen, das gemeinsame Kind wächst nur bei einem Elternteil auf.
Als dann endlich die Freilassung erfolgt, gibt’s zwar anfängliche Schwierigkeiten, doch dann finden die füreinander Bestimmten wieder zusammen und machen dort weiter, wo sie aufgehört haben. So, als hätte sich durch die lange Trennung und die unterschiedlichen Lebenswege nichts geändert. Wer ändert sich auch schon durch einen mehrjährigen Gefängnisaufenthalt?
Auch der Hass und Groll der sie umgebenden Menschen schlägt wie von Zauberhand um, bis (fast) alle in einem Friede-Freude-Eierkuchen-Ende einander um den Hals fallen.
Auf den letzten Seiten wird nochmals ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt, was ja auch funktioniert, da weiß die Autorin sehr gut, welche Werkzeuge sie wählen muss, leider kann auch das über die Lücken in der Geschichte einfach nicht hinwegtäuschen.
Ich fand zu keiner der Protagonisten den Draht, der Funke wollte einfach nicht überspringen. Die Figuren wirkten einfach nicht realistisch. Eine Entwicklung fand selten statt und wenn, dann so abrupt, dass sie nicht glaubwürdig wirkte.

Die erwähnten Lieder, Filme etc. wurden gut recherchiert, um zur jeweils genannten Zeit zu passen. Umso unglaublicher der Logikfehler im Jahr 2003: Bei einer Schilderung des Kinderzimmers tummeln sich im Bücherregal Figuren, etc. neben allen sieben Harry Potter-Bänden. Blöd nur, dass zu diesem Zeitpunkt maximal 3 erschienen sind...

Manche der beschriebenen Szenen ließen Bilder vor meinem inneren Auge erscheinen, aber nicht durch ihre gute Schilderung, sondern weil ich sie schon in unzähligen Hollywood-Produktionen genauso verfilmt gesehen habe.


Fazit:

Eine fürchterlich kitschige Geschichte, die wirklich kein amerikanisches Klischee auslässt, in der die einzige, wahre Liebe sich durch nichts erschüttern lässt und auch nach jahrelanger Trennung ohne jeglichen Kontakt die selbe ist wie zu Beginn. Mit dem wahren Leben hat das wohl kaum etwas zu tun.
Seicht, maximal als Urlaubslektüre in Erwähnung zu ziehen.